Sonntag, 27. März 2022

Frank und Frei(heit und Frieden)

Ein kostenloses Konzert mit Evgeny Kissin, wie cool ist das denn? Dachte ich mir, als der Bundespräsident ein Mittagskonzert im Schloss Bellevue mit den Berliner Philharmonikern ankündigen ließ. Bei Kissin ist mir egal, ob das eine politische Veranstaltung ist, das will ich sehen.

Aber Moment mal, Kissin ... die Berliner Philharmoniker ... und Schloss Bellevue? Es sind gefühlt genauso viele Zuhörer anwesend wie Musiker. Als Kisin wäre ich mir veräppelt vorgekommen. Aber er hat wohl schon alles gesehen im Leben und hat die Größe, Reife und Professionalität, auch in diesem Hinterzimmer Chopins beste Polonaise virtuos vorzutragen. Nur die Seele fehlte (noch).

Dann die Arie des Jelezki aus Pique Dame ... zum Glück können die meisten Anwesenden kein Russisch und müssen nicht verstehen, wie der servile Fürst seiner Lisa schon vor der Hochzeit den Blancocheck für Seitensprünge ausstellt. Ironie wäre, darin eine Anspielung auf den Westen zu sehen, wie er bei allen Ungehörigkeiten Putins die Augen zuzudrücken verspricht. Sarkasmus wäre, Lisas Ende im nächsten Akt als Handlungsempfehlung verstanden zu wissen. Realismus ist, dass es wohl keinen russischen Tenor gab, der sich ein für allemal die Karriere in Russland verbauen möchte und z.B. das viel passendere "Wohin, wohin" aus Eugen Onegin hätte singen können.

Transzendenz tritt dann plötzlich bei Schostakowitsch auf. Kissin brillant in der Selbstrücknahme, Schostakowitsch steht mitten im Raum: Wenn Selbstdarstellung und Realität weit auseinanderliegen, verfolgt man immer den, der mit dem Finger draufweist, und sei es nur durch Musik. Das trifft auf Russland wie auf den Westen zu, und so war das Klaviertrio das einzig aktuelle Stück an diesem Mittag.

Damit will ich gar nicht den Beitrag von Walentyn Sylwestrow kleinreden. Er hat schon in der Sowjetzeit sein Päckchen zu tragen gehabt, und im Alter von 84 Jahren sollte niemand vor den vermeintlichen Erben jener Zeit um sein Leben fliehen müssen. Seine Zugabe, eine Komposition (nicht doch eher eine Improvisation?) auf seine Eindrücke bei der Flucht aus Kiew aber machte deutlich, wie dumm der Titel der Matinée eigentlich gewählt war. Wenn die Bomben sprechen, dann packt die Musik die Koffer und flieht. Sie hat nichts entgegenzusetzen (Bibelfeste mögen mir verzeihen). Wären Selensky und Putin dabeigewesen, sie hätten beide herzlich gelacht ob des Anspruchs, durch dieses Konzert etwas für Freiheit und Frieden getan zu haben. Das muss auch der eingeladene, aber abwesende ukrainische Botschafter Andrij Melnyk so gesehen haben, der dazu verlauten ließ, keinen Bock auf große russische Kultur zu haben, dem man aber unterstellen muss, angesichts der beteiligten prominenten Künstler, die sich immerhin öffentlich gegen den Krieg geäußert hatten, gar keinen Bock auf irgendeine Kultur in diesem Sinne zu haben.

Ob er sie denn ausgerechnet an diesem Ort gefunden hätte, ist fraglich. Das ließ sich schon am Äußeren ablesen. Ein Präsident einer Demokratie muss in einem Schloss hausen, weil die Generationen danach nichts dauerhaft Schöneres fürs Auge und Gemüt zustandegebracht haben. Gespielt wurde auf Instrumenten, die seit hundert oder zweihundert Jahren nicht mehr verbessert werden konnten (oder gar selbst so alt waren). Und das nicht von Mitteleuropäern, die haben das Interesse und Verständnis daran längst an Osteuropa, den Nahen Osten oder gar Japan abgegeben. Moderne Elemente in diesem Ensemble: die Hochleistungsmikrofone, deren Verkabelung lieblos durch die Gegend geworfen, stellenweise mit Stolperschutzmatten überbrückt wurde. Diese Moderne hat uns überhaupt nichts mitzuteilen, nicht direkt, und wenn metaphysisch, dann will ich die Nachricht gar nicht hören.

Und überhaupt... ja, gibt es in Berlin nicht drei Opernhäuser wo man dieses Event hätte groß aufziehen können? Müsste so ein Konzert, solch ein Bekenntnis zu Freiheit und Frieden nicht dort oder viel besser vor der Siegessäule, unter Einbezug der Massen stattfinden? Oder war das dann doch zu viel Aufwand für Frieden und Freiheit? Oder war Corona wieder stärker als das Bekenntnis zu ihnen?

Oder war es genügend für einen PR-Stunt des Bundespräsidenten? Der konnte wegen Corona nicht persönlich anwesend sein, und die Matinée wurde daher passenderweise zu einer Art Privattherapie für Walentyn Sylwestrow, der dort auch mehr zu suchen hatte als F.W. "Sicherheit in Europa nicht ohne Russland"; und "Kosovo ist unabhängig" Steinmeier.

Schlagwort: Fadenschein

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Dienstag, 27. Juli 2021

War der Holocaust ein Femizid?

Auf faz.net beschwert sich Ronya Othmann über das Versagen der Weltgemeinschaft beim Überfall des IS auf die Eziden (hier als Jesiden bekannt).

Ich versuche, mich in ihre Wut hineinzuversetzen. Als Deutscher mag einem das auf dem Umweg gelingen, sich die Lage der Juden im Dritten Reich zu vergegenwärtigen. Nach und nach waren sie von allem verraten worden, worauf sich jeder Mensch verlassen möchte - vom Recht, von der Gerechtigkeit, von der Nachbarschaftlichkeit, schließlich von der Humanität, gar von ihrer Gottesvorstellung.

Das sollte nie geschehen. Ist es aber. Vielleicht könnten wir daraus lernen?

Aus der Kolumne von Ronya Othmann kann man nichts lernen. Der Anreißer lautet: "IS-Kämpfer ... töten die Männer, vergewaltigen die Frauen systematisch. Warum ist dieser Genozid, der ein Femizid war, nicht fest im öffentlichen Bewusstsein verankert?"

Nun, ich finde es gar erfreulich, wenn sich keine Unwahrheiten im öffentlichen Bewusstsein verankern. Wenn vor allem Männer getötet werden, ist das kein Femizid, Frau Othmann. Unter keinen Umständen.

Bei der offensichtlichen Provokation, nicht nur den Androzid unsichtbar zu machen, sondern einen nicht stattgefundenen Femizid herbeizuphantasieren, muss man sich fragen: warum tut sie das?

Es liegt doch nicht daran, dass die Wikipedia zwar einen Artikel zu Femizid, aber keinen zu Androzid hat? Nein, das tut Ronya Othman nicht genug. Also gehe ich davon aus, dass die Autorin auf der Welle der aktuellen Wahrnehmung des Frauenopfertums mitreitet und die Eziden hinten dranhängt, um überhaupt Aufmerksamkeit für das Thema zu bekommen. Schließlich ist deren Leid auch der FAZ wieder nur eine Kolumne wert und keinen Leitartikel.

Geschenkt. Klappern gehört zum Handwerk. Aber der Leser ist nun aufmerksam geworden, denn ein Bockshorn kommt selten allein.

Und so versucht die Autorin im Anschluss unterschwellig zu vermitteln, warum der (echte) Androzid zu vernachlässigen ist, während der (ausgedachte) Femizid Eingreifen erfordert. Sie tut das, indem sie den IS-Kämpfern Kalkül zuschreibt. "Durch eine Heirat (freiwillig oder nicht) mit einem Nicht-Ezîden wird die Frau aus der Gemeinschaft ausgeschlossen. Ihre Kinder sind nicht mehr ezîdisch ... [sondern] nach dem im Irak und in Syrien geltenden islamsichen Recht Muslime."

Und?

Ich habe diese Stelle mehrfach gelesen und verstehe das Problem nicht.

Stellen Sie sich vor: Eine Deutsche heiratet einen Ausländer, oder sie wird gar von einem vergewaltigt - und nach deutschem Recht wäre sie dann keine Deutsche mehr. Abstrus? Ja. Seit wann also ist es Teil einer schützenswerten Kultur, jemanden wegen einer Ehe, noch dazu einer erzwungenen, aus der Gemeinschaft auszuschließen? Sollten wir den Eziden nicht lieber dabei helfen, ihren Rassismus zu überwinden?

Ach so, die Autorin schreibt, diese Regel sei aufgegeben worden. Ich bin jetzt noch ratloser. Stellen Sie sich erneut vor, Frau Othman schriebe in einem Artikel über Deutschland, dass Frauen hier nicht wählen dürften. Aber diese Regel sei 1918 aufgehoben worden. Wieder so ein Bockshorn, nicht?

Hier manifestiert sich jedoch nicht nur - unwidersprochen von der Autorin - der Rassismus, sondern auch die Misogynie der Eziden. Ronya Othmann macht sich offensichtlich auch die Ansicht zu eigen, eine versklavte und vergewaltigte Frau - unschuldig an beiden Leiden - verliere automatisch ihre Identität. Für mich wäre eine vergewaltigte Frau eine Frau, und eine vergewaltigte Ezidin eine Ezidin, aber die Autorin sieht in ihr nur noch eine Vergewaltigte. Welch ein grauenhaftes Weltbild.

Geht aber noch weiter. Ich habe den Satz ja nicht zu Ende zitiert.

Ronya Othmann moniert, dass die Kinder "nach dem im Irak und in Syrien geltenden islamischen Recht Muslime sind. Und die Väter, also IS-Täter, das Sorgerecht haben."

Ja, Väter mit Sorgerecht sind natürlich ... was, ein Problem? So langsam beschleicht mich das Gefühl zu wissen, warum der Autorin auch die ermordeten Männer und die zu Kindersoldaten missbrauchten ezidischen Jungen keine weitere Erwähnung wert sind. Mit denen hat eh keiner Mitleid.

Doch wenn die islamische Rechtsordnung das Problem ist, nach der ein Kind eines Muslims immer Muslim ist - warum benennt das die Autorin nicht als Problem, sondern als ein hinzunehmendes Corollar?

Wenn man genau hinsieht, kommt man an dieser Stelle an den Kern des Problems, den die Autorin zu umgehen versucht wie die Evergiven das Kap der Guten Hoffnung.

Der ganze Artikel ist als Anklage an die Deutschen, die Europäer, die Welt gehalten: aber die Täter sind nicht die Deutschen, die Europäer oder die Welt. Es sind Täter des Islamischen Staates, inspiriert durch Islamismus, getrieben von Fanatismus, gedeckt durch das Islamische Recht.

Aber Ronya Othmann behauptet, Islamisten vergewaltigten ezidische Frauen aus Misogynie, und die Deutschen seien schuld.

Was für eine Nebelkerze.

Schlagwort: Fadenschein

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Mittwoch, 11. März 2020

Anekdoten aus der Qualitätspresse, #37 (gefühlt)

Wann immer die Diskussion um eine "Expertenregierung" auftaucht (wie letzens in Thüringen), muss ich feststellen, dass es nicht hilft, wenn ich mich kneife: es ist kein Alptraum, sondern Realität.

Leider. Leider schämt sich keiner dafür, eine Regierung aus Experten als Ausnahme und nur vorübergehend hinzunehmenden Sonderfall darzustellen.

Was halten solche Leute eigentlich von sich selbst, die, erstens: laut zugeben, selbst keine Experten zu sein, zweitens: zugeben, dass Experten einen besseren Job machen könnten als sie selbst, und drittens: das nicht als dauerhafte Lösung eingeführt wissen wollen?

Eine Expertenregierung ist übrigens überhaupt nicht undemokratisch. Das GG und die Landesverfassung stehen einer solchen überhaupt nicht im Weg.

Die Politiker, die gewählt werden, bleiben ja immerhin Politiker und sitzen im Parlament, also da, wo Gesetze verabschiedet werden. Genau das ist Politik.

Die Politiker wählen den Chef der Regierung, das ist dann schon eine indirekte Wahl, aber immer noch in Ordnung, da ein Kanzler oder MP ja immer noch ein politisches Amt ist.

Wozu allerdings die Regierung - die mit dem gesetzestreuen Ausführen der Gesetze befasst sein sollte - immer noch aus Politikern (und nicht aus Experten) bestehen sollte, hat sich mir noch nie erschlossen.

Nun, die FAZ hat jetzt herausgefunden, warum Expertenregierungen des Teufels sind: die AfD in Thüringen hat nämlich mal eine solche vorgeschlagen.

Und sie vermutet böse Motive hinter dem Vorschlag, denn erstens ließe sich ja gerade die AfD von Experten zum Klima auch nichts sagen, und zweitens stritten Experten normalerweise, und das sei ... "unverlockend" für eine Regierung, schreibt die FAZ.

Ich glaube ja eher, dass die FAZ gegen Experten in der Regierung ist, weil dann jemand auf die Idee kommen sollten, auch in den Redaktionstuben lieber Experten am Werk sehen zu wollen.

Einem solchen wäre z.B. aufgefallen, dass unter der Prämisse, dass Experten streiten, auch Klimaexperten streiten müssen, also keinen Konsens haben können (oder wenn doch - dann eben keine Experten sind).

Wenn die Klimakonservativen (die das Klima sich am Verändern hindern wollen) aber entweder keine Experten sind, oder aber als Experten mit den Klimaprogressiven (die Klimaveränderungen begrüßen) im Streit liegen: warum sollte irgendwer dazu verpflichtet sein, ihnen zu glauben und nicht der Gegenseite?

Bravo, ein Selbstwiderspruch.

Schlagwort: Fadenschein

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Mittwoch, 19. Februar 2020

Anekdoten aus der Qualitätspresse, #46 (gefühlt)

„Das Geschäft mit Dildos wächst. Die Kritik daran nicht - obwohl Unternehmen Vibratoren in der Größe von Kinderpenissen herstellen. Doch was sind das für Frauen, die Dildos echten Männern vorziehen? Ein Schlafzimmerbesuch.“

...

Sie finden diesen Text seltsam?

Ich auch.

Er steht aber so ähnlich in der FAZ vor der Bezahlschranke.

Denken Sie sich Ihren Teil.

Schlagwort: Fadenschein

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Freitag, 23. August 2019

Schöner wohnen mit der FAZ

Geben Sie zuviel für Miete aus?

Für eine eigene Immobilie müssten Sie sich bis ans Lebensende verschulden?

Sie meinen, das läge vielleicht an der Null-Zins-Politik der Europäischen Zentralbank gepaart mit der Niedriglohnpolitik in Deutschland und sinkendem Realeinkommen?

Aber das kann doch gar nicht sein, tätschelt die FAZ, schließlich leben wir im best country ever, und jeder, der was anderes behauptet ist ... (wissenschon)!

Und dafür werden Statistiken in der FAZ so kommentiert, dass sich die Balken biegen.

Hier die erste: über die durchschnittliche monatliche Miete. Die ist in Oslo 25,30 € pro m2, in München nur 10,50 €. Ein Schnäppchen, dieses München! Nur die Deutschen müssen sich wieder aufregen...

Wirklich? Ein bisschen hellhörig hätte Jessica von Blazekovic schon werden können, wenn unter den Top-5 der teuersten Durchschnittsmieten gleich mal drei norwegische Städte auftauchen. Wie geht das? Norwegen hat ein um 7% höheres durchschnittliches Einkommen und eine um 33% geringere Steuer- und Abgabenlast als Deutschland. Von diesem Netto-Einkommensunterschied kann der Norweger schon mal die höhere Miete für 47 m2 Wohnung abdecken. Sprich: er ist einfach reicher als der Deutsche.

Reicher schon allein deshalb, weil über 81% der Norweger in ihrer eigenen Immobilie wohnen und gar keine Miete zahlen. Nicht wie die Deutschen, wo fast die Hälfte der Bevölkerung zur Miete wohnt und für die Mietpreise daher ein prävalentes Problem sind.

Dasselbe mit Polen (Polen!): Was heißt es, dass Warschau (14,60 €) und Breslau (10,80 €) höhere Durchschnittsmieten aufruft als München (10,50 €)?

Auch über 84 Prozent der Polen wohnen in ihrer eigenen Immobilie, sie zahlen also: gar keine Miete. Mietwohnungen in den Großstädten Polens sind oft Elitewohnungen (in Polen ist die einkommensreiche Schicht mit 4,7% größer als in Deutschland mit 3,4%). Die werden z.B. von zahlungskräftigen Personen als Zweitwohnung gehalten. Nicht wie in Deutschland, wo man keine andere Wohnung hat als diese eine teure.

Aber weiter im Artikel der FAZ. Schließlich taucht tatsächlich eine Statistik auf, die es in sich hat: Wenn man in München eine neue Wohnung kaufen will, kostet der Quadratmeter 8.700 € - da liegen nur noch London und Paris drüber. Oslo mit 6.930 Euro ist 20% billiger, Warschau mit 1.935 billiger als die meisten deutschen Miefstädte.

Deutlicher kann man kaum zeigen, dass Wohnen in Deutschland teurer ist als in der EU. Wie kann man das noch schönreden? Jessica von Blazekovic kann es: Deutschland käme bei Immobilienpreisen vergleichsweise glimpflich davon. Häh? Ja, denn die Preise stiegen letztes Jahr bei uns nur um 5%, während sie in Ungarn um 13,7% gestiegen seien.

Oder, wie der Mathematiker sagt: In München stiegen sie um 334 € pro m2 auf 8700 €, in Budapest um 210 Euro auf 1.853 € (!). Wenn man das Median-Nettoeinkommen des Landes heranzieht, wendet ein Deutscher in München über 5,25 Nettomonatseinkommen für einen Quadratmeter (!) auf, ein Ungar in Budapest nur 2,77 Nettomonatseinkommen.

So sieht glimpflich aus, wenn man den Deutschen einreden möchte, dass an der Front alles gut ist und wir eigentlich genug Eier haben.

Schlagwort: Fadenschein

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Freitag, 16. August 2019

Sie wollen nicht

Nahles wollte nicht mehr.

Dreyer und Schwesig. Mussten interimsweise, wollen aber auch nicht.

Giffey will auch nicht.

"Frauen können alles" hatte letztere mal rumgepöbelt und damit krachend das Thema verfehlt, denn die Wahrheit lautet:

Frauen wollen nicht alles.

Obwohl Millionen von kleinen Mädchen sich so gern vom Glanz einer SPD-Vorsitzenden inspirieren lassen würden und sie natürlich unbedingt als Identifikationsfigur bräuchten: Wenn Frauen nicht wollen, dann wollen sie nicht. Da haben sie ihren weiblichen Empathieüberschuss ganz gut im Griff.

Aber den Gender-Pay-Gap schließen die Frauen so nicht!

Und wozu auch.

Denn warum es den Pay-Gap gibt, dokumentiert die hier dokumentierte Situation gerade unfreiwillig. Sie... siehe Titel.

Schlagwort: Fadenschein

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Dienstag, 23. Juli 2019

Stauffenberg und Selbstbeweihräucherung

Gebührend ist auch dieses Jahr wieder der Jahrestag des Stauffenberg-Attentats begangen worden. Immerhin ja eine runde Zahl.

Und ich bin angewidert.

Angewidert von dem Versuch, sich hinter der Courage von einigen Männern zu verstecken. Stauffenberg steht nicht für Deutschland und nicht für die Deutschen!

Deutschland hatte 1939 über 18 Millionen Katholiken und über 19 Millionen Protestanten, das waren immerhin 95% der Gesamtbevölkerung. Zu ihrer Schande tragen die Kirchen bis heute einen Niemöller und einen Bonhoeffer als Beleg für Widerstand vor sich her: 2 von 38.000.000 Menschen (lass es hundert oder tausend sein: das macht keinen Unterschied). Die Bekennende Kirche der Protestanten (dass es die überhaupt geben musste!) blieb weitgehend einflusslos, der Vatikan schloss lieber ein Konkordat mit Hitler und schickte Enzykliken aus seinen Mauern. Für den Normalgläubigen war die Christenheit nicht einmal ein Zufluchtsort vor dem Nationalsozialismus.

À propos Christenheit: Die Zentrumspartei löste sich selbst auf, nachdem sie genügend Zugeständnisse an die NSDAP gemacht hatte, um mitregieren zu können, und nachdem der Vatikan sie fallengelassen hatte. Und die anderen? Die SPD regierte zum Schluss zwar nicht und stimmten immerhin gegen das Ermächtigungsgesetz, löste sich kurz darauf aber auch selbst auf - und das mit einer Million Mitgliedern in der Hinterhand, also nicht viel weniger als die NSDAP damals an Mitgliedern aufweisen konnte! Was für ein Widerstand.

Und zu den Anschlägen auf Hitler: Ich als Christ hätte auch keinen verübt (Römerbrief 12,19). Aber wir feiern ja Stauffenberg. In welcher Gemeinschaft befand der sich so als Widerstandskämpfer?

Die Wikipedia-Zeite zu Anschlägen auf Hitler listet ganze 24 deutsche Beteiligte auf, davon vier aus der Gruppe um Stauffenberg. Natürlich waren viel mehr daran beteiligt, aber wer waren die eigentlich? Von den 20 sonstigen Erwähnten waren 15 ebenfalls Militärs - ist es nicht irgendwie peinlich, dass der größte greifbare Widerstand aus der Reihe hochrangiger Militärs kam? Dann erscheinen noch zwei mit hochrangigen Aufgaben im Staatsapparat, ein Politiker, ein Unternehmer und - wenigstens ein, EIN, EIN!!! "normaler" Deutscher - Georg Elser.

Der Widerstand gegen Hitler war statistisch nicht relevant. Und wenn Sie nicht gerade einen höheren Rang im Militär oder im Staatsapparat belegen und möglichst aus einer adligen Familie stammen, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie, JA, AUCH SIE im Widerstand gewesen wären, verschwindend gering. Keine Partei und keine Kirche boten einen nennenswerten Rückhalt für Widerstand.

Wie peinlich!

Und wie aussagekräftig.

Ich bin überzeugt, dass es heute ebensowenig Rückhalt für Widerstand gäbe. Schauen Sie sich nur mal die Schlagzeilen der Presse in letzter Zeit an.

Belastung der Bürger mit einer weiteren Steuer, die ihre Handlungs- und Reisefreiheit enschränkt, ohne ein Problem zu lösen: dafür! Eine wegen Korruption und Minderleistung angeworfene Politikerin als EU-Kommissionspräsidentin : dafür! Gleichzeitig und ohne den Widerspruch zu bemerken einer "überraschend" neuen Ministerin Mut bescheinigen, weil sie ein Problemministerium übernimmt und eine Frau und damit sowieso die Tapferste ist: da-für! Mehr Security in Freibädern seit der Migrationskrise, aber nicht derentwegen: dafür!

Wir haben Frieden, Parteienpluralismus, Demokratie und Pressefreiheit und schaffen es nicht mal unter solch blumig-sonnig-lieblichen Optimalvoraussetzungen, das Handeln von politischen und gesellschaftlichen Akteuren kritisch zu begleiten.

Und doch haben Politik, Gesellschaft und Presse den Nerv, sich Stauffenberg ans Revers zu heften. Oder zumindest dessen von der seinerzeitigen Realität aber gaaaanz weit wegabstrahierten "Widerstand".

Statistisch wären sie alle es gewesen, die Staufenberg die Kugel durch den Kopf gewünscht oder gejagt hätten.

Schlagwort: Fadenschein

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Mittwoch, 3. Juli 2019

CO2-Steuer

Gerade ebbt die Hype um die CO2-Steuer ein wenig ab, aber sie kommt sicherlich wieder - wie alles, was dem Staat mehr Geld einbringt.

Dabei sind Steuern sowas von Vorgestern.

Steuern zahlen schränkt die Freiheit des Bürgers ein, denn er hat dadurch weniger Geld zur Verfügung, das er selbstbestimmt verwenden darf. Zahle ich mehr Steuern, kann ich mir nur billigere Lebensmittel leisten, ich werde also gerade nicht mehr die regionale Milch und den fair gehandelte Kakao kaufen.

Vielmehr wird dem Bürger die Kompetenz abgenommen, selbst an der CO2-Einsparung mitzuwirken, und an den Staat übertragen. Etwas Patriarchalischeres kann man sich kaum vorstellen. Papa nimmt dem Kind das Taschengeld wieder ab, weil es sich eh nur Süßigkeiten damit kauft.

Andererseits sind die Steuereinnahmen des Staates nicht zweckgebunden. Er muss mit den Einnahmen der CO2-Steuer überhaupt nichts zur CO2-Senkung beitragen. Ihre Erhebung begrenzt also nicht nur die Freiheit des Bürgers zu entscheiden, wie er auf CO2-Einsparung hinwirkt, sondern auch, ob das überhaupt passiert.

Aber seltsamerweise waren die Leute, die überall das Patriarchat am Unterdrücken sehen, auch die ersten, die der CO2-Steuer das Wort reden.

Nun gut, das war mal. Die CO2-Steuer wird kommen und die Bürger weiter entmündigen, und gegen das Patriarchat wird weiter polemisiert werden. Nur wird die Steuer klammheimlich eingeführt werden, vorzugsweise in irgendeiner Bundestagssitzung nachts um Zwei mit zu Protokoll gegebenen Reden, während über das Patriarchat in den Massenmedien weiter lautstark Krokodilstränen vergossen werden.

Schlagwort: Fadenschein

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Dienstag, 2. Juli 2019

Fridays for fools

Kinder sind dumm, und man kann es ihnen nicht verübeln. Unentschuldbar sind dagegen die Erwachsenen, die der nächsten Generation das Wissen wie auch die Erfahrung vorenthalten.

Demonstriert an den sogenannten Fridays for Future.

Da gehen also Kinder auf die Straße und demonstrieren für den Erhalt der Umwelt. So weit, so wenig neu.

Sie tun es während der Schulzeit. Also die Kids, die von anderen eine freiwillige Selbstverpflichtung fordern oder gar einschränkende Gesetze, an die sich natürlich alle halten sollen - verhalten sich selbst ordnungswidrig.

Nun sollte es den ersten von ihnen an den Kragen gehen, z.B: soundsoviele Fehltage ist gleich Schuljahr nicht bestanden. Dem Vernehmen nach hub darob ein großes Geschrei an.

Die Schulpflicht und die Implikationen ihrer Verletzung sind kein Staatsgeheimnis; es bleiben also zwei Schlussfolgerungen: Entweder, die Gören wussten davon nichts - dann empfinde ich es als Beleidigung, mir von denen Vorschriften machen zu lassen, die ihr eigenes Leben nicht im Griff haben.

Oder: sie kannten die Gefahr wohl, gingen das Risiko aber dennoch ein, in der Hoffnung, die Umwelt werde irgendwie darüber hinwegsehen oder gerade sie nicht zur Rechenschaft ziehen. Das wäre dann genau das Verhalten, das sie den älteren Generationen vorwerfen. Ich bin nicht überzeugt.

Das schon anekdotische Möhrenfeld, das die angeblichen Naturschützer niedergetrampelt haben, ist dabei nur ein Nachweis dafür, dass wir es mit Heuchlern oder Irregeführten zu tun haben, aber keinesfalls mit authentischen Personen, die eine gebildete Meinung konsequent - auch gegen sich selbst konsequent - umsetzen.

Und überhaupt: Was ist das für eine Botschaft, wenn die Folgen nicht tragen möchte, wer für eine Sache demonstriert? Das ist heuchlerisch und wohlfeil, kann aber auch auf ein tieferes Problem hindeuten.

Denn wann hätte es je Demonstrationen gegeben, mit denen sich die Politiker gemein gemacht hätten? Wer protestiert und dafür den Beifall der Politik findet, der ist kein Demonstrant, sondern ein Propagandaopfer. Demonstrationen, die den Beifall der Politik fanden, sind mir noch gut in Erinnerung; das gab es im Dritten Reich und in der DDR. Auch da stapfte vorrangig die unbedarfte Jugend mit. Haben wir daraus nichts gelernt?

Womit wir gleich noch das Totalversagen derjenigen Lehrer und Lehrerinnen gestreift hätten, die ihre Kids vor staatlich sanktionierten Aufmärschen warnen statt sie dazu anspornen sollten. Scheinbar ist Geschichtsvergessenheit nicht nur ein Problem der Kindgeneration.

Nun aber zum schwerwiegendsten Fehler: diese Demonstrationen sind antidemokratisch. In unserer rechtsstaatlichen Ordnung gibt es Parteien und Wahlen; fast jeder darf in Parteien an der politischen Willensbildung mitarbeiten, sich wählen lassen und dann den gebildeten Willen in Gesetze einfließen lassen, was den Vorteil hat, dass dieser Prozess sogar den Willen der Mehrheit abbildet.

Forderungen auf Demonstrationen sind das Gegenteil: der Versuch einer Marginalgruppe, auf politische Entscheidungen Einfluss zu nehmen, ohne den verfassungsmäßig vorgeschriebenen Weg zu gehen oder die Mehrheit zu respektieren. Sowas mag opportun erscheinen, wenn es faktisch eine andere Möglichkeit zur Einwirkung auf die Politik nicht gibt - man erinnere sich an die Demos, die die DDR zu Fall brachten. Aber wollen wir wirklich behaupten, das gelte für das geeinte Deutschland 30 Jahre später?

Kurz: Es versuchen dumme, von Populisten irregeleitete Heuchler die Demokratie zu umgehen. Arme Jugend. Verantwortungslose Erwachsene.

Lasst sie sich nur immer weiter selbst bloßstellen.

Schlagwort: Fadenschein

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Sonntag, 26. Mai 2019

Wahlbeeinflussung

Die Angst vor den Russen ist groß: Sie könnten die Europawahl in ihrem Sinne beeinflussen. Wahnsinn! Ein Unding!

Mich stören drei Dinge.

Erstens: Wahlwerbung ist auch Beeinflussung. Und reiche Parteien können mehr Wahlwerbung machen als arme. Und dass mich ein Wahlplakat mit einer (sorry:) plakativen Werbung von einer klügeren Entscheidung abbringen könnte, scheint kein Problem zu sein.

Zweitens: Rezo. Ein Influencer (= deutsch: Beeinflusser!), hinter dem ein Werbeunternehmen steht, wird von den Medien mit der Nachricht hochgepusht, außer den Linken und den Grünen könne man niemand wählen. Wenn das keine Wahlbeeinflussung ist, und zwar komplett an der grundgesetzlich zugelassenen politischen Meinungsbildung der Parteien vorbei.

Drittens: Die Angst vor den Russen ist noch nicht groß genug. Irgendwie haben nicht genug Leute die Lehre aus dem Kalten Krieg gelernt: nämlich dass die Linken, lässt man ihnen freie Hand, genauso viele Menschen umbringen und sich genauso wenig um Grundrechte scheren, wie die Rechten.

Ich wage eine Prognose: die Europäischen Länder werden sich in Kürze nur noch in rechte und linke Diktaturen aufteilen lassen.

Und Europa, als politische Vision der Freiheit, wird sich auf den gemeinsamen Nenner dieser Diktaturen reduzieren.

Welche das sind, können Sie sich selbst überlegen.

Schlagwort: Fadenschein

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