Es ist etwas spät, aber nicht zu spät.
Nach dem Terroranschlag in Berlin kam es, wozu es natürlich kommen musste: zu Generalverdachten, und zu Warnungen vor Generalverdachten.
Dabei ist das eine so dämlich wie das andere.
Denn wenn sich ein Mensch hinstellt und sagt: "Ein Generalverdacht ist jetzt völlig fehl am Platz", ohne den Adressaten dieser Aussage zu nennen, dann tut er genau was?
Richtig, er stellt alle Menschen unter den Generalverdacht, andere unter Generalverdacht zu stellen.
Also auch mich. Dagegen wehre ich mich entschieden.
Nehmen Sie, als Beispiel, den Artikel von Dunja Ramadan. Sie schreibt, dass sie es satt hat, als Muslimin unter Generalverdacht zu stehen, und schreibt:
Merken Sie was? Okay, ich füge ein einziges Wort hinzu:
Sich über den Generalverdacht beschweren, und im selben Satz alle Menschen unter den Generalverdacht stellen, eben jenes zu tun. Hybris oder keine Logikvorlesung im Studium gehabt?
Kleiner Tipp: Wenn man sich über etwas ereifert, hilft es immer, sich zu überlegen, womit die Gegenseite ihren Standpunkt begründet. Dann kommen solche Fauxpas seltener vor.
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Gestern im SWR2-Journal am Morgen: Kai Laufen behauptet, "Digitale Verleumdungskampagnen befördern den Sexismus in der Gesellschaft" (hier für die Nachwelt).
Das ist zumindest seine Schlussfolgerung aus der These, immer mehr Frauen würden Opfer von Fake-News.
Als Beispiele führt er an, irgendwer im WWW habe was Falsches über Renate Künast geschrieben. Irgendwer habe im WWW was Falsches über Maria L. geschrieben - das Mädchen, das kürzlich in Freiburg zu Tode kam. Und irgendwer habe im WWW Falsches über Hillary Clinton geschrieben. Da in allen Beispielen Frauen die Opfer seien, sei der "allgemeine Sexismus in unserer Gesellschaft" auch Schuld an diesen Fake-News.
Jeder Informatiker hört im ersten Semester Logik den Satz: Ex falso quodlibet, also, mit einer falschen Prämisse kann man Beliebiges belegen.
Die Prämisse des "allgemeinen Sexismus" zum Beispiel. Abseits von Medien und Volksempfinden bleibt zu konstatieren, dass es nie in der Geschichte faktisch wie rechtlich so wenig Sexismus (gegen Frauen) gegeben hat wie heutzutage.
Nur zwei Beispiele von vielen, in denen Sexismus gegen Männer kürzlich gesetzlich verankert wurde:
- Das Bundesgleichstellungsgesetz schreibt vor, bei Bewerbungsgesprächen auf freie Stellen mindestens so viele Männer wie Frauen eingeladen werden, und bevorzugt einzustellen sind, wenn Frauen im Zielbereich unterrepräsentiert sind - egal wieso. Falls Männer unterrepräsentiert sind, dann gilt das (seit 2015) nur, wenn sie es aufgrund "struktureller Benachteiligung" sind, also praktisch nie. (Ach, und darüber wacht eine unbedingt weibliche Gleichstellungsbeauftragte, bei deren Wahl Männer nicht wahlberechtigt sind.)
- Der Unisex-Tarif für Altervorsorge in Gesetzlicher Rentenversicherung wie auch bei Lebensversicherungen benachteiligt (seit 2012) Männer, da Frauen Rente länger in Anspruch nehmen als Männer. Weil meine Alterskohortin heute noch 47 Jahre Leben vor sich hat, ich als Mann jedoch nur noch 42. Fünf Jahre, für die niemand daran denkt mich zu entschädigen.
Diese Beispiele sind ebenso repräsentativ gewählt wie die von Kai Laufen, und sie sind geeignet zu zeigen, dass Kai Laufens Prämisse einfach falsch ist. Daraus darf er dann folgern, was er will. Fake News eben.
Für die Interessierten: Sexismus liegt eher nicht vor, wenn die Diskriminierung aufgrund anderer, viel augenfälligerer Gründe stattfindet. Warum bin ich zum Beispiel noch nicht "Opfer" von Fake News geworden - Hillary Clinton, Renate Künast und Maria L. aber schon? Liegt es daran, dass sie im öffentlichen Interesse stehen, ich aber nicht - oder daran, dass ich ein Mann bin und sie Frauen? Eben.
Übrigens war die erste große digitale Beleidigungskampagne in Deutschland gegen einen Mann gerichtet, nicht gegen eine Frau.
Was soll ich zu den anderen Prämissen sagen: Dass Frauen als als Verleumdungsopfer ausgewählt werden, weil ihnen grundsätzlich "Naivität, Blödheit oder Inkompetenz" unterstellt wird?
Ich könnte das z.B. gerade einem Mann unterstellen, der nicht mal eine Prämisse ordentlich prüfen kann, ehe er sie verwendet. Wo ist da das Frauenspezifische?
Dass wir Frauen Naivität, Blödheit oder Inkompetenz vorwerfen, dürfte eher eine postfaktische Behauptung von Kai Laufen sein, denn insbesondere bezüglich Hillary Clinton und Renate Künast würde ich das nie tun. Ich würde diesen Frauen - wie jedem anderen auch, den ich nicht kenne - viel eher bewusstes Handeln aufgrund von Überzeugung und Opportunismus unterstellen.
Damit hätte ich die nächste Prämisse von Kai Laufen widerlegt, ohne diesen Frauen wirklich einen Gefallen getan zu haben.
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Ich bin derzeit ziemlich überrascht über die Normalos, die sich hämisch über den Ausgang der US-Präsidentenwahl (eher: Wahlleutewahl) freuen.
So, als ob der chancenlose Robin Hood unvermutet durch die panzergläserne Decke gebrochen wäre, welche die Seilschaften des Establishments für die elitäre, schon gewählt geglaubte Kandidatin installiert haben.
So, als ob jetzt die goldenen Zeiten des kleinen, unverstandenen und unwichtigen Mannes einträten.
Nein. Ein Berufspolitiker, gleich welcher Couleur, wäre zumindest in eine Seilschaft eingebettet, durch die er seine Politik, die eh in Hinterzimmern gemacht wird, auch durchsetzen könnte.
Der neue, indirekt wahrscheinlich schon gewählte Präsident der Vereinigten Staaten hat eine solche Seilschaft nicht. Er ist hingegen eine wunderbare Marionette, ein Spielball nun nicht nur einer, sondern aller möglichen Seilschaften, die sich seiner abwechselnd bedienen werden.
Denn hinter der Bühne, auf der dieser Mann ein Schauspiel für die Massen abhält, wird Politik nun gänzlich ohne ihn gemacht werden.
Eine Politik, für die nicht mal der Präsident sein Gesicht verlieren oder den Kopf wird hinhalten müssen, und die daher gänzlich ungehemmt ihre eigenen Interessen verfolgen wird.
Vermutlich stört den Präsidentendarsteller das nicht einmal, sondern es kommmt ihm ganz gelegen. Warum sollte ein Milliardär seines Schlages sein Leben in den Niederungen der Tagespolitik vergeuden? Das hat er gewiss gar nicht vor.
Ich verstehe nur nicht, warum mit solch einer Konstellation so viele Hoffnungen verknüpft werden.
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Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, und es ist erstinstanzlich (Amtsgericht Berlin-Tiergarten), aber es ist nach rechtstaatlichen Grundsätzen gefällt worden und lautet: Frau Lohfink hat sich strafbar gemacht, indem sie Dritte der Vergewaltigung bezichtigt hat: weil das Gericht nämlich zur Überzeugung kam, dass es diese Vergewaltigung nicht gab.
Nun ist mir Berlin so entfernt wie sonst was und mit Vergewaltigung hatte ich noch nie was zu tun. Vielleicht bald aber doch, und ganz ohne mein Zutun: daran sind ein paar Trittbrettfahrer beim Fall Lohfink schuld, und daher bin ich Betroffener und darf darüber schreiben.
Frau Lohfink wurde nämlich als Monstranz vor einer schludrigen Gesetzesänderung vorangetragen, durch die ich der Vergewaltigung bezichtigt werden kann, wenn jemand anders (also nicht ich) hätte erkennen können, dass meine Partnerin gerade keine Lust an diesem Sex hatte.
Das ist harter Tobak, aber der Gentleman schweigt natürlich, insbesondere wenn ihm so ein armes Hascherl ins Gesicht gedrückt wird (bildlich), dem da was passiert ist, was ganz furchtbar ist und doch dringend gerächt werden müsse und nicht könne.
Mein Bundesjustizminister zumindest spielte darauf an, als er für bewusste Gesetzesänderung warb. Meine Bundesministerin "für alles außer Männer" schloss sich der Prozession sogar ganz ausdrücklich an.
Und nun?
Stellt sich raus, dass Frau Lohfink weder nach altem Recht eine Geschädigte ist noch nach neuem wäre. Ihre Behauptung desselben in Verbindung mit der Bezichtigung Dritter dagegen ist durchaus justiziabel.
Was mich interessiert, ist nun nicht Frau Lohfink, sondern meine Bundesfamilienministerin, die sich jetzt im Team mit einer vorbestraften Falschbezichtigerin befindet. Wie weit geht das jetzt mit dem Teamgedanken? Wird sie Frau Lohfink helfen, ihre Strafe zu bezahlen? Das wäre wohl das Mindeste. Wird sie sich auch als vorbestraft ausgeben? Wäre konsequent.
Mir fällt aber noch ein... Teil der Gesetzesverschärfung im Sexualstrafrecht bestand darin, auch ganze Gruppen von Menschen verknacken zu können, wenn auch nur einer aus der Gruppe eine strafbare Handlung begangen hat.
Heißt das jetzt, wir könnten das komplette #TeamGinaLisa verknacken, weil die Straftat der Falschbezichtigung aus der Gruppe heraus begangen wurde?
Nein, heißt es natürlich nicht. Falschbezichtigung ist ja keine Sexualstraftat. Obwohl - Falschbezichtigung einer Sexualstraftat könnte man doch eigentlich auch als Sexualstraftat werten, nicht wahr? Nicht? Gesetzeslücke! Da muss man doch was machen! Oder gleich trotz Lücke verurteilen! Das hat mir meine Bundesfamilienministerin gerade gut vorgemacht, und ich weiß gar nicht, warum ich das nicht nachmachen sollte...
Aber nein. Keine Sorge. Ich bin ein Gentleman. Wenigstens ich tue sowas nicht.
Jetzt hab ich doch glatt noch die Pointe zum Justizminister vergessen. Nein, nicht die, dass er jetzt die Gesetzesänderung zurücknehmen müsste, jetzt, da ihre vorgeschobene Begründung sich in Luft aufgelöst hat.
Laut eigenem Bekunde möchte der Hass und Hetze verbannen, selbst wenn die entsprechenden Äußerungen eigentlich nicht strafbar wären. Nun denn: auf, Herr Justizminister! Vor dem Amtsgericht äußerten teamorganisierte Leute auf einem Transparent „Hass wie noch nie auf die deutsche Justiz!“.
Hass, Herr Justizminister, Hass! Zeit, dagegen vorzugehen! ;-)
Hat Frau Lohfink im Nachhinein das Vorgefallene als Vergewaltigung empfunden? Das ist möglich; deshalb hätte man dieses Falschbeschuldigungsverfahren von mir aus gerne einstellen können. Doch StA und Gericht sind zur Überzeugung gekommen, Frau Lohfink habe jemandem schaden wollen. Für das Thema dieses Blogeintrags - die Inkonsequenz der Opportunisten in dem Fall - hätte auch der Freispruch der Angeklagten genügt, der diesem Verfahren vorausging.
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Eine Inga Michler berichtet in der Welt über die Ergebnisse einer Studie von Trendence, bei der - seufz! - herauskommt, dass sich nur 1,3% der Mädchen für Informatik interessieren (dagegen 12,3% der Jungen, - yeah!).
Und wieso? Die Autorin lässt sich die zwei Standard-Antworten diktieren. Erstens: Mädchen sind zu dumm zum Augenaufmachen (ihnen sei "nicht bewusst", wie schwer die Jobs ihrer benachteiligten Mütter seien. Na klar.). Zweitens: Eltern und Erzieher demotivieren die Mädchen.
Eine dritte Antwort fällt etwas aus dem Rahmen: Heidi Klum sei ein schlechtes Vorbild... da musste ich mal lachen. Da ist also eine Frau, die das System offensichtlich verstanden hat und es erfolgreich nutzt wie kaum eine zweite, ohne dass sie dafür einen Mann kopieren muss (und ohne dass sie dafür studieren musste: das fuchst natürlich die Frau promovierte Volkswirtschafterin) - die ist jetzt ein schlechtes Vorbild für Mädchen. Na klar. (Gut, diese Ansicht ist nicht auf Frau Michlers Mist gewachsen. Aber sie hat ihn wiedergegeben.)
Frau Michler scheint zwar zu verstehen, dass der Gender Pay Gap nur für Leute sichtbar ist, die Statistiken nicht lesen können, indem sie zugibt, dass sich die Lücke schließen ließe, würden, ach würden die Mädchen doch nur nicht so aufs Soziale gucken, sondern sich für Technik interessieren.
Der Typ, der die Studie verantwortet, hat auch gleich den Tipp, den Berg zum Propheten kommen zu lassen und den Mädchen die soziale Seite der Technik anzutragen, anstatt sie für die Technik selbst zu gewinnen.
Ich habe einen anderen Tipp.
"Der Anteil männlicher pädagogischer Fachkräfte in Kindertagesstätten liegt gerade einmal bei 2,4%" sagt das Bundesministerium "für alles außer Männer". Der Lehrkörper an Grundschulen besteht nur zu 14,2% aus Männern und deren Anteil sinkt auch noch seit 50 Jahren, sagt dasselbe Ministerium.
Kinder sehen also in 40%-70% ihrer Lebenszeit Eines: dass es Berufe gibt, die offensichtlich nur von Frauen ausgeübt werden. Und da der Hausmeister in Schulen und Kindergärten ein Mann sein dürfte, lässt sich gleich noch die Ansicht verfestigen, dass es eben auch Männerberufe gibt. Fertig. So geht das mit der Sozialisierung.
Ich möchte dazu eine Stellungnahme an all die Genderforscher abgeben, die glauben, die armen Mädchen kämen nur nicht zum Zug, weil sie falsch sozialisert würden (ja, auch Sie, Stevie Schmiedel, mit Ihrer absurden Abwertung von Heidi Klums Erfolg):
Ja, die Mädchen werden in der Tat falsch sozialisert, und zwar von der Frauenschwemme, die sie in ihren ersten Lebensjahren erleben müssen. Wie sollen die Kleinen drauf kommen, dass Erzieherin und Lehrerin kein Frauenberuf ist?!
Ab jetzt gilt folgende Regel: Wer mir vorjammert, dass den Mädchen nicht klar ist, dass jeder Beruf jedem Geschlecht gleich offensteht, dann nehme ich das nur ernst, wenn er/sie sich mit der gleichen Verve dafür einsetzt, dass Kindergärten und Grundschulen mit allen bekannten Geschlechtern paritätisch besetzt werden. Punkt.
Frau Stevie Schmiedel kann ich daher nicht ernst nehmen - sie wird tatsächlich mit der Ansicht zitiert, Mädchen schauten nach Vorbildern in den Vorstandsetagen, wie z.B. die Geschäftsführerin Europa und Technik bei der Deutschen Telekom.
Ach, Sie wissen auch nicht, wer das ist? Aber Ihre zehnjährige Tochter, die schaut da bestimmt ganz gebannt auf diese eine Frau wie das Kaninchen auf die Schlange und sagt: "Das ist mein Vorbild! Ich will auch mal Geschäftsführerin Europa und Technik bei der Deutschen Telekom werden!".
Ich krieg mich vor Lachen nicht mehr ein. Frau Schmiedel, kommen Sie in der Realität an. Kindergarten und Schule sind die Vorbilder der Kinder, nämlich weil sie Teil derer Lebenswirklichkeit sind.
Setzen Sie für 50% männliche Erzieher, 50% männliche Lehrer, 50% weibliche Hausmeister ein (und für 50% Sportlehrerinnen übrigens auch). Aber passen Sie auf. Sie könnten dadurch die nächste Generation tatsächlich verändern.
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Mich stört, wie oft Genderthemen in diesem Blog auftauchen. Gut, ich könnte das gegenwärtige tumbe Aufrüsten und gegenseitige Provozieren zwischen NATO und Russland thematisieren - aber das hätte den Effekt von Trockenschwimmen.
Bei Genderthemen jedoch sind wir alle direkt betroffen und können auch alle direkt Einfluss nehmen. Wenn wir nur ein bisschen aufpassen würden.
Als Beispiel: die Sendung Gibt es Geschlechter - und wenn ja, wie viele? von Silvia Pahl, heute ausgestrahlt von meinem Haus- und Hofsender SWR2.
Ich bin grundsätzlich ein Befürworter neuer Wissenschaftszweige: sie können Wissen besser systematisieren und vertiefen. Die Spaltung von Mathematik und Informatik war mindestens bis in die 2000er Jahre ein großer Vorteil.
Bei den Genderwissenschaften komme ich zum entgegengesetzten Urteil, und das lässt sich an der genannten Sendung gut verdeutlichen. Hier drei Aufhänger.
Die Genderwissenschaften stören sich aus irgendeinem Grund an Kategorisierung, wenn sie sich aufs Geschlecht bezieht. "Typisch männlich" oder "typisch weiblich" soll einem geschlechtsneutralen Blick weichen. Begründet wird das meist damit, dass das sozial zugeschriebene Geschlecht mit dem selbst zugeschriebenen manchmal auseinanderfällt oder dieses gar nicht abbilden kann.
Zum Beispiel würde man bei einer als "Mann" bezeichneten Person annehmen, dass er Frauen sexuell anziehend findet. Er könnte aber homosexuell sein oder sich selbst als Frau oder etwas zwischen Mann und Frau oder wechselnd als Mann oder Frau oder keins von beidem empfinden - die soziale Ecke, in die man das arme Geschöpf mit der Bezeichnung "Mann" stellt, mag also völlig unpassend sein.
Und dann kommt der erste Brüller: "Stattdessen nutzen die Fachbereiche bereits die Ergebnisse der Genderforschungen. Wenn es etwa darum geht, mehr Männer für soziale und pädagogische Berufe, mehr Frauen für technische Berufe zu interessieren."
Die Arbeitshypothese ist plötzlich, dass es (1) "Männer" und "Frauen" (als Gender!) gibt, und (2) dass sich soziale Männer von selbst nicht für soziale und pädagogische Berufe interessieren und soziale Frauen nicht für technische?! Und das, nachdem gerade ausgewalzt wurde, dass (1) aufgrund der Vielzahl der selbstzugeschriebenen Geschlechter eine Kategorisierung unmöglich und (2) eine Zuschreibung von Eigenschaften zu diesen Kategorien völlig verkehrt ist?
Es ist keine Wissenschaft, wenn es erst Annahmen postuliert und dann mit gegenteiligen Annahmen arbeitet!
Wenn es ein Ziel der Genderforschungen ist, "Hürden für ... Fachkräfte ... abzubauen", dann fordere ich hiermit, sie als Scharlatanerie zu brandmarken. Unser Fortschritt und Überleben hängt davon ab, immer mehr Wissen zu sammeln; d.h. dass die Hürden, ein Wissensgebiet zu beherrschen, ständig steigen müssen. "Hürden abbauen" bedeutet, Wissen und Spezialisierung lächerlich zu machen und nicht Fachkräfte, sondern Idioten zu schaffen, die viel von sich halten und nichts können. Das ist eine gesellschaftliche Horrorvision.
Und bitte, erklären Sie mir, warum "die Hürden für Fachkräfte in Naturwissenschaft und Technik" gerade dann abgebaut werden müssen, wenn "mehr Frauen für technische Berufe zu interessieren" sind.
Hoppla, da haben wir wieder Männer und Frauen und einen Unterschied zwischen beiden. Und wie ist es bei Homosexuellen? Genderfluids? Asexuellen? Lächerlich, oder? Genau: Dieses Beispiel hat mit dem sozialen Geschlecht eben überhaupt nichts zu tun. Solche Ergebnisse der Genderforschung zuzuschreiben, die sich dem sozialen Geschlecht und also etwas völlig anderem widmet, ist einfach nur unredlich. Ich halte diese Vermengung an sinnvoller Forschung am biologischen Geschlecht und sinnloser Forschung am sozialen Geschlecht für einen gewollten Betrug.
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Natürlich ist mir der Ingeborg-Bachmann-Preis egal. Es beruht ja auf Gegenseitigkeit.
Als mein Haus- und Hofsender SWR2 morgens in einem Interview verlauten ließ, die Verleihung des diesjährigen Ingeborg-Bachmann-Preises sei ein politisches Statement, musste ich doch mal zuhören.
Denn dieser Quatsch verbreitet sich gerade endemisch: Anstatt einen Literaturpreis womöglich gemessen an erbrachter Leistung oder erkannten Perspektiven auf dem Gebiet der Literatur zu verleihen, muss irgendwas Politisches gesagt werden.
Das ist doppelt blöd, denn so verliert der Preis nicht nur seinen literarischen Kern. Er erhielt auch keinen politischen. Zumindest hat die Interviewte sich nicht zu sagen bemüßigt, worin denn dann nun die politische Aussage bestünde.
Klar, die Preisträgerin Sharon Dodua Otoo ist farbig. Sie ist eine Frau. Sie ist eine Feministin. Wunderbar intersektional.
Ich hätte dem ja keine Bedeutung beigemessen, weil dem auch ganz einfach keine Bedeutung zukommt. Seit wann sind den Geschlecht, Hautfarbe und Gesinnung Gegenstand sinnvoller politischer Aussagen?
Und selbst wenn: während der Zeitgeist ganz klar das weibliche Geschlecht, jede Hautfarbe außer der weißen und ganz sicherlich auch den Feminismus hofiert - worin besteht dann die politische Aussage außer darin, dass man gern mit dem Strom schwimmt und sich noch gerner dabei selbst auf die Schultern klopft?
Den prämierten Text findet man beim ORF.
So sinnlos, wie er sich liest, ist er leider nicht. Im Unterschied zur benebelten Jury, die einen im Jahr 1994 handelnden Text (DA HATTE NOCH NIEMAND INTERNET) für eine Satire über den deutschen Alltag im Jahre des Herrn 2016 hält, hat er sehr wohl eine politische Aussage.
Sie lautet: Männer und ihre Leistungen unsichtbar machen.
Denn der im Titel des Machwerks benannte Helmut Gröttrup war ein vielseitiger Ingenieur, war am V2-Projekt beteiligt und widersetzte sich gleichzeitig seiner militärischen Nutzung. Er hat dazu beigetragen, dass Informatik (mein Beruf) sich von der Mathematik emanzipieren konnte. Die Wikipedia-Seite erwähnt noch mehr Erfindungen, die heute milliardenfach ihre Verwendung finden. Sie waren mir selbst nicht bekannt - daher ein Dank für die Erinnerung an diesen Menschen.
Freilich starb Helmut Gröttrup schon 1981, sodass Sharon Dodua Otoos Text dem Eingeweihten dankenswerterweise sofort als Fiktion entgegentritt. Die Autorin findet es witzig, die Rat- und Machtlosigkeit des alternden Mannes gegenüber seiner Putzhilfe Ada, ja sogar gegenüber dem eigensinnigen Frühstücksei zu beschreiben, das ihm auf die Krawatte spritzt. Seine berufliche Laufbahn findet genau einnmal Erwähnung: da, wo sein Versuch, Beruf und Familie zu vereinen, kurzerhand als Verdienst seiner Frau dargestellt wird.
Von seinen Leistungen, die sich auch in Sharon Dodua Otoos Geldbörse finden - kein Wort. Wozu auch, wenn man Männer-Bashing betreiben kann und den Mann nicht nur tatsächlich durch seine Reduzierung auf ein Frühstücksei, sondern auch noch sprachlich durch die höchst infantile Ersetzung des Wortes "jemand" durch "jemensch" tilgen kann.
Fazit: Den JurorInnen des Bachmann-Preises sei verziehen. Kunst zu politisieren war schon immer falsch - die ganzen Hitler-, Thälmann- und Stalinpreisträger können ein Lied davon singen. Denen wäre es besser gegangen, hätte man ihr Werk prämiert und keine politische Aussage gemacht. Ich sehe keinen Grund, warum die noch zukünftige Geschichte nicht auch dasselbe mit dem diesjährigen Bachmann-Preis erreichen sollte.
Den Sexismus und Revisionismus, mit dem Sharon Dodua Otoo über einen verdienten Ingenieur und Informatiker hinwegbügelt, verzeihe ich der Autorin nicht. Möge sie zusammen mit ihrer Gesinnung ebenso unbekannt bleiben, wie es der Ingeborg-Bachmann-Preis der Autorin war, ehe sie ausgezeichnet wurde: "Ich habe den Preis vorher eigentlich gar nicht gekannt."
(Allein das muss man sich mal vorstellen!)
Andererseits: Wenn der Ingeborg-Bachmann-Preis den Nachwuchsautoren nicht mehr bekannt ist - ist das kein Hinweis, dass er seine Schuldigkeit getan hat und leise zu Grabe getragen gehört?
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sagt der Zentralrat der Muslime in Deutschland, wenn man den Acht-Uhr-Nachrichten meines Heimatsenders SWR2 glauben darf.
Meine Familie hat unter den Nazis und unter den Kommunisten gelitten, als es nur eine Meinung in der Gesellschaft geben durfte. Ist es jetzt schon wieder so weit, dass es in der Gesellschaft keine zwei Meinungen geben darf?
In einer Zeit, wo von der politisch Korrekten abweichende Meinungen als Hassrede diffamiert werden, und für diese als Beweggründe nur Zorn oder Angst unterstellt werden, sind wir wohl wirklich soweit.
Mann, mann, mann. Lange hat das nicht gedauert.
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Ein Verbot von Hassrede hätte einen ungeheuren gesellschaftlichen Verlust zur Folge. Hassrede ist ein wunderbarer Hinweis dafür, mit wem ich etwas zu tun haben sollte und mit wem nicht.
Wie so oft erleichtert ein Blick ins Gesetz die Rechtsfindung in die Bibel das Verständnis der abendländischen Kultur.
„Lasst kein hässliches Wort über eure Lippen kommen, sondern habt da, wo es nötig ist, ein gutes Wort, das weiterhilft und allen wohl tut.“(Epheser 4,29)
„... über eure Lippen.“ Ein Abendländer verbietet nicht anderen den Mund, sondern sich selbst, wenn er bemerkt, dass er durch seine Ausdrucksweise für andere unangenehm wird. In Folge wird seine Gesellschaft von denen gesucht werden, die angenehme Menschen schätzen und auch selbst solche sein wollen.
„Lass dich nicht auf das leere Geschwätz gewisser Leute ein, die alles Heilige in den Schmutz ziehen.“(2. Timotheus 2,16) Ein Abendländer lässt sich von Hassrede nicht beeinflussen, denn er erkennt deren Motivation und ist gefestigt genug, um nicht auf ihre Scheinargumente hineinzufallen. In Folge kann Hassrede keine zerstörerische Wirkung entfalten.
In Wirklichkeit wird die Forderung, Hassrede zu verbieten, also von Menschen formuliert, die 1. nicht emotional gefestigt genug sind, um offensichtlichen Unsinn mit einem Schulterzucken abzutun und 2. nicht in der Lage sind, sich unangehmen Menschen zu entziehen. Nein, von diesen möchte ich mir nicht die Gesellschaftsordnung diktieren lassen. Wer Angst vor Hate Speech verbreitet, ist schon auf ihr Niveau hinabgesunken.
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"Wenn Sie Europäer oder Afrikaner sind, dürfen Sie grundsätzlich Milch trinken. Sind Sie Asiate, dürfen Sie nur bis zur Pubertät Milch trinken, doch nur nach vorherigem Test auf Laktoseintoleranz."
Überfordert Sie der Eingangstext, und können Sie ihn nicht verstehen? Dann sind Sie wohl eine Frau. Entschuldigen Sie bitte, das sage nicht ich.
Das sagt der SWR2. Also, nicht genau das, aber in dieser Größenordnung.
Denn der Beitrag Anna Florenskes "Wie Frauen und Ärzte heute Abtreibung erleben" vom 21.20.2015 enthält tatsächlich folgendes Zitat:
"[Männlicher Sprecher:] Wenn keine medizinischen Gründe vorliegen und die Schwangerschaft nicht durch eine Vergewaltigung zustande gekommen ist, sind Abtreibungen grundsätzlich rechtswidrig. Sie bleiben jedoch straffrei, wenn sie in den ersten zwölf Wochen nach der Empfängnis erfolgen. Außerdem muss sich die Frau mindestens drei Tage vor dem Eingriff bei einer anerkannten Stelle beraten lassen. [...] [Autorin Florenske:] Das geltende Gesetz zur Abtreibung ist eine merkwürdige Konstruktion [...] [Pro-Familia-Beraterin Sabine Földi:] Das verstehen die meisten Frauen auch gar nicht."
...
Wenn ich eine Frau wäre, wäre ich über Pro Familia jetzt arg entrüstet. Wie kommt Sabine Földi darauf, "die meisten Frauen" verstünden einen einfachen Paragraphen im Gesetzbuch nicht? Hält sie wirklich "die meisten Frauen" für so doof?
Da der SWR2 diese Frau jedoch als Expertin durchgehen lässt, müssen wir annehmen, dass es damit seine Richtigkeit hat. Und dann kommt der Knaller:
Frauen, die ja zu doof sind, um den §218 StGB zu verstehen, sollen aber selbstverständlich allein über die Tötung ihres ungeborenen Kindes entscheiden können und dabei richtig liegen.
Und nicht nur das: den "meisten Frauen", nämlich 95% der Abtreibenden, fehlt nicht nur der Intellekt, um den §218 StGB zu verstehen, sondern auch noch die Empathie für ihr Kind, denn sie "bereuen [die Tötung] nicht und sprechen von einer [...] richtigen Entscheidung".
Krass, wie Frauen da von Frauen als Monster dargestellt werden. Als einzige Gefühlsregung wird den Patientinnen zugebilligt, "den Verlust des nicht geborenen Kindes" zu betrauern, wobei es schon ziemlich schizophren herkommt, eine eigenhändig durchgesetzte Tötung als Verlust zu bezeichnen.
Aber wer weiß ... vielleicht hat Frau Söldi ja doch recht mit den Monstern.
Denn die drei Abtreiberinnen, die im Beitrag zu Wort kommen, sind nicht etwa vergewaltigt worden oder erwarten ein behindertes Kind.
Nein, "Stefanie" war Studentin, aber das fiel ihr leider erst nach dem Poppen auf. "Andrea" wollte das Geld lieber für den Kredit aufs Haus ausgeben als für ein Kind. "Susanne" wollte lieber machen, was sie wollte, und nicht ihrem Kind später mal gestehen wollen, für dieses auf etwas verzichtet haben zu müssen...
Und damit die Tötung aus solch banalen Gründen nicht zu rabiat klingt, spricht die zitierte Gynäkologin auch lieber davon, dass da "Gewebe [...] abgesaugt" wird.
Aber mal ganz ab von den Soziopathinnen. Was mich interessieren würde:
Wie erleben eigentlich die Väter heute Abtreibung?
Denn im Unterschied zu den werdenden Müttern haben die Väter weder die Freiheit, sich gegen ein Kind zu entscheiden - noch dessen Tötung durch die Mutter zu verhindern.
Das wäre doch mal ein echtes Dilemma, nicht wahr, Frau Florenske?
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