Gestern im SWR2-Journal am Morgen: Kai Laufen behauptet, "Digitale Verleumdungskampagnen befördern den Sexismus in der Gesellschaft" (hier für die Nachwelt).
Das ist zumindest seine Schlussfolgerung aus der These, immer mehr Frauen würden Opfer von Fake-News.
Als Beispiele führt er an, irgendwer im WWW habe was Falsches über Renate Künast geschrieben. Irgendwer habe im WWW was Falsches über Maria L. geschrieben - das Mädchen, das kürzlich in Freiburg zu Tode kam. Und irgendwer habe im WWW Falsches über Hillary Clinton geschrieben. Da in allen Beispielen Frauen die Opfer seien, sei der "allgemeine Sexismus in unserer Gesellschaft" auch Schuld an diesen Fake-News.
Jeder Informatiker hört im ersten Semester Logik den Satz: Ex falso quodlibet, also, mit einer falschen Prämisse kann man Beliebiges belegen.
Die Prämisse des "allgemeinen Sexismus" zum Beispiel. Abseits von Medien und Volksempfinden bleibt zu konstatieren, dass es nie in der Geschichte faktisch wie rechtlich so wenig Sexismus (gegen Frauen) gegeben hat wie heutzutage.
Nur zwei Beispiele von vielen, in denen Sexismus gegen Männer kürzlich gesetzlich verankert wurde:
- Das Bundesgleichstellungsgesetz schreibt vor, bei Bewerbungsgesprächen auf freie Stellen mindestens so viele Männer wie Frauen eingeladen werden, und bevorzugt einzustellen sind, wenn Frauen im Zielbereich unterrepräsentiert sind - egal wieso. Falls Männer unterrepräsentiert sind, dann gilt das (seit 2015) nur, wenn sie es aufgrund "struktureller Benachteiligung" sind, also praktisch nie. (Ach, und darüber wacht eine unbedingt weibliche Gleichstellungsbeauftragte, bei deren Wahl Männer nicht wahlberechtigt sind.)
- Der Unisex-Tarif für Altervorsorge in Gesetzlicher Rentenversicherung wie auch bei Lebensversicherungen benachteiligt (seit 2012) Männer, da Frauen Rente länger in Anspruch nehmen als Männer. Weil meine Alterskohortin heute noch 47 Jahre Leben vor sich hat, ich als Mann jedoch nur noch 42. Fünf Jahre, für die niemand daran denkt mich zu entschädigen.
Diese Beispiele sind ebenso repräsentativ gewählt wie die von Kai Laufen, und sie sind geeignet zu zeigen, dass Kai Laufens Prämisse einfach falsch ist. Daraus darf er dann folgern, was er will. Fake News eben.
Für die Interessierten: Sexismus liegt eher nicht vor, wenn die Diskriminierung aufgrund anderer, viel augenfälligerer Gründe stattfindet. Warum bin ich zum Beispiel noch nicht "Opfer" von Fake News geworden - Hillary Clinton, Renate Künast und Maria L. aber schon? Liegt es daran, dass sie im öffentlichen Interesse stehen, ich aber nicht - oder daran, dass ich ein Mann bin und sie Frauen? Eben.
Übrigens war die erste große digitale Beleidigungskampagne in Deutschland gegen einen Mann gerichtet, nicht gegen eine Frau.
Was soll ich zu den anderen Prämissen sagen: Dass Frauen als als Verleumdungsopfer ausgewählt werden, weil ihnen grundsätzlich "Naivität, Blödheit oder Inkompetenz" unterstellt wird?
Ich könnte das z.B. gerade einem Mann unterstellen, der nicht mal eine Prämisse ordentlich prüfen kann, ehe er sie verwendet. Wo ist da das Frauenspezifische?
Dass wir Frauen Naivität, Blödheit oder Inkompetenz vorwerfen, dürfte eher eine postfaktische Behauptung von Kai Laufen sein, denn insbesondere bezüglich Hillary Clinton und Renate Künast würde ich das nie tun. Ich würde diesen Frauen - wie jedem anderen auch, den ich nicht kenne - viel eher bewusstes Handeln aufgrund von Überzeugung und Opportunismus unterstellen.
Damit hätte ich die nächste Prämisse von Kai Laufen widerlegt, ohne diesen Frauen wirklich einen Gefallen getan zu haben.
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Ich bin derzeit ziemlich überrascht über die Normalos, die sich hämisch über den Ausgang der US-Präsidentenwahl (eher: Wahlleutewahl) freuen.
So, als ob der chancenlose Robin Hood unvermutet durch die panzergläserne Decke gebrochen wäre, welche die Seilschaften des Establishments für die elitäre, schon gewählt geglaubte Kandidatin installiert haben.
So, als ob jetzt die goldenen Zeiten des kleinen, unverstandenen und unwichtigen Mannes einträten.
Nein. Ein Berufspolitiker, gleich welcher Couleur, wäre zumindest in eine Seilschaft eingebettet, durch die er seine Politik, die eh in Hinterzimmern gemacht wird, auch durchsetzen könnte.
Der neue, indirekt wahrscheinlich schon gewählte Präsident der Vereinigten Staaten hat eine solche Seilschaft nicht. Er ist hingegen eine wunderbare Marionette, ein Spielball nun nicht nur einer, sondern aller möglichen Seilschaften, die sich seiner abwechselnd bedienen werden.
Denn hinter der Bühne, auf der dieser Mann ein Schauspiel für die Massen abhält, wird Politik nun gänzlich ohne ihn gemacht werden.
Eine Politik, für die nicht mal der Präsident sein Gesicht verlieren oder den Kopf wird hinhalten müssen, und die daher gänzlich ungehemmt ihre eigenen Interessen verfolgen wird.
Vermutlich stört den Präsidentendarsteller das nicht einmal, sondern es kommmt ihm ganz gelegen. Warum sollte ein Milliardär seines Schlages sein Leben in den Niederungen der Tagespolitik vergeuden? Das hat er gewiss gar nicht vor.
Ich verstehe nur nicht, warum mit solch einer Konstellation so viele Hoffnungen verknüpft werden.
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Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, und es ist erstinstanzlich (Amtsgericht Berlin-Tiergarten), aber es ist nach rechtstaatlichen Grundsätzen gefällt worden und lautet: Frau Lohfink hat sich strafbar gemacht, indem sie Dritte der Vergewaltigung bezichtigt hat: weil das Gericht nämlich zur Überzeugung kam, dass es diese Vergewaltigung nicht gab.
Nun ist mir Berlin so entfernt wie sonst was und mit Vergewaltigung hatte ich noch nie was zu tun. Vielleicht bald aber doch, und ganz ohne mein Zutun: daran sind ein paar Trittbrettfahrer beim Fall Lohfink schuld, und daher bin ich Betroffener und darf darüber schreiben.
Frau Lohfink wurde nämlich als Monstranz vor einer schludrigen Gesetzesänderung vorangetragen, durch die ich der Vergewaltigung bezichtigt werden kann, wenn jemand anders (also nicht ich) hätte erkennen können, dass meine Partnerin gerade keine Lust an diesem Sex hatte.
Das ist harter Tobak, aber der Gentleman schweigt natürlich, insbesondere wenn ihm so ein armes Hascherl ins Gesicht gedrückt wird (bildlich), dem da was passiert ist, was ganz furchtbar ist und doch dringend gerächt werden müsse und nicht könne.
Mein Bundesjustizminister zumindest spielte darauf an, als er für bewusste Gesetzesänderung warb. Meine Bundesministerin "für alles außer Männer" schloss sich der Prozession sogar ganz ausdrücklich an.
Und nun?
Stellt sich raus, dass Frau Lohfink weder nach altem Recht eine Geschädigte ist noch nach neuem wäre. Ihre Behauptung desselben in Verbindung mit der Bezichtigung Dritter dagegen ist durchaus justiziabel.
Was mich interessiert, ist nun nicht Frau Lohfink, sondern meine Bundesfamilienministerin, die sich jetzt im Team mit einer vorbestraften Falschbezichtigerin befindet. Wie weit geht das jetzt mit dem Teamgedanken? Wird sie Frau Lohfink helfen, ihre Strafe zu bezahlen? Das wäre wohl das Mindeste. Wird sie sich auch als vorbestraft ausgeben? Wäre konsequent.
Mir fällt aber noch ein... Teil der Gesetzesverschärfung im Sexualstrafrecht bestand darin, auch ganze Gruppen von Menschen verknacken zu können, wenn auch nur einer aus der Gruppe eine strafbare Handlung begangen hat.
Heißt das jetzt, wir könnten das komplette #TeamGinaLisa verknacken, weil die Straftat der Falschbezichtigung aus der Gruppe heraus begangen wurde?
Nein, heißt es natürlich nicht. Falschbezichtigung ist ja keine Sexualstraftat. Obwohl - Falschbezichtigung einer Sexualstraftat könnte man doch eigentlich auch als Sexualstraftat werten, nicht wahr? Nicht? Gesetzeslücke! Da muss man doch was machen! Oder gleich trotz Lücke verurteilen! Das hat mir meine Bundesfamilienministerin gerade gut vorgemacht, und ich weiß gar nicht, warum ich das nicht nachmachen sollte...
Aber nein. Keine Sorge. Ich bin ein Gentleman. Wenigstens ich tue sowas nicht.
Jetzt hab ich doch glatt noch die Pointe zum Justizminister vergessen. Nein, nicht die, dass er jetzt die Gesetzesänderung zurücknehmen müsste, jetzt, da ihre vorgeschobene Begründung sich in Luft aufgelöst hat.
Laut eigenem Bekunde möchte der Hass und Hetze verbannen, selbst wenn die entsprechenden Äußerungen eigentlich nicht strafbar wären. Nun denn: auf, Herr Justizminister! Vor dem Amtsgericht äußerten teamorganisierte Leute auf einem Transparent „Hass wie noch nie auf die deutsche Justiz!“.
Hass, Herr Justizminister, Hass! Zeit, dagegen vorzugehen! ;-)
Hat Frau Lohfink im Nachhinein das Vorgefallene als Vergewaltigung empfunden? Das ist möglich; deshalb hätte man dieses Falschbeschuldigungsverfahren von mir aus gerne einstellen können. Doch StA und Gericht sind zur Überzeugung gekommen, Frau Lohfink habe jemandem schaden wollen. Für das Thema dieses Blogeintrags - die Inkonsequenz der Opportunisten in dem Fall - hätte auch der Freispruch der Angeklagten genügt, der diesem Verfahren vorausging.
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