Freitag, 21. August 2020

So schön ruhig hier, gar nicht wie in Europa

Als Aspie habe ich es gern ruhig um mich herum, und deshalb ist es an der Zeit, meinen Mitbürgern meinen tiefen Dank auszusprechen.

Was habe ich die letzten zwei Wochen gefürchtet, dass es wieder Krawall geben würde auf deutschen Straßen.

Es war immerhin Präsidentschaftswahl in Weißrussland, und in Deutschland geht man auch wegen geringerer Vorkommnisse auf die Straßen.

Das Zeug zu Demos auf unserem Marktplatz hätte die Chose gehabt:

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Ein Toter?

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Polizeigewalt?

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Massive Proteste vor Ort?

Aber zum Glück lassen die Deutschen die Kirche im Dorf und die weißrussischen Probleme in Weißrussland. Es geht ja nur um ein europäisches Land, nicht um eines in Amerika.

Wobei... wenn Demos für die Schwarzen in den USA bei uns hip sind, weil wir auch Rassismus haben, dann hätte der eine Dichter oder andere Denker durchaus auf die Idee kommen können, auch in Deutschlang gegen entsprechende Zustände zu demonstrieren:

Wir haben auch Polizeigewalt, hörte ich kürzlich.

Wir haben auch Tote unter Mitschuld des Staates, hörte ich kürzlich.

Und ich möchte hinzufügen:

Wir haben auch eine Regierungschefin, die fast so lang an der Macht ist wie Putin Präsident von Russland ist.

Wir haben auch Wahlen, die rückgängig gemacht werden müssen, weil das Ergebnis nicht gefällt.

Wir haben auch Oppositionsparteien, gegen deren Personal öfter politisch motivierte Straftaten begangen werden als gegen die Regierungsparteien zusammen.

Aber nein, den Schuh wollte sich hier wohl doch niemand anziehen. Woran das wohl liegt?

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Montag, 22. Juni 2020

Stuttgarter Kristallnacht

Es steht wieder mal ein rosa Elefant im Raum.

Oder besser, er trampelt in Stuttgart irgendwo zwischen Hauptbahnhof und Schlossplatz herum.

Nachdem da kürzlich des Nachts über 400 Personen in Kleingruppen den Läden die Schaufenster eingeschlagen und die Ware entwendet und die Polizei angegriffen und Einsatzfahrzeuge demoliert haben, sehe ich kopfschüttelnd den Versuchen der üblichen Verdächtigen zu, dafür eine Sprache zu finden.

Wie wär's mit der "Welt": Gewalt gab es schon zu Adenauers Zeiten ... [und] in kleinerem Maßstab ... bei vielen Kirmesveranstaltungen.

So wie auf dem Cannstatter Wasen, also?

Der Stuttgarter OB: Junges alkoholisiertes Partyvolk, das Internetvideos drehen wollte.

Diese Kreativlinge! Und dieses Internet wieder!

Oder die Allgemeine Zeitung: Die Gewalt .. zu missbrauchen, wie es die AfD tut, ist ... geschmacklos.

Ja, was ist schon Gewalt gegen den Missbrauch von Gewalt?

Aus derselben Quelle: zwangsläufige Reaktion auf die Diskriminierung von Minderheiten oder Fehlverhalten von Polizisten.

Die konnten gar nicht anders. Und sie hatten die Moral auf ihrer Seite. Oder wie?

Der Reutlinger General-Anzeiger: [Das war ein] Mittel, um ihre Unzufriedenheit ausdrücken.

War halt was nicht kommod.

Aus derselben Quelle: Gewalt fängt im Kleinen an, oft schon in der Sprache.

Tötet daher die Hassrede! (derail, derail ...).

Tagesschau: [Die] "Party- und Eventszene" [hat sich] solidarisiert.

Was kann man gegen Solidarität schon sagen?


Und der Elefant?

Erst kürzlich hatten wir im Blog eine kleine Diskussion über Sinn und Zweck der letzten Antirassismusdemos in Deutschland.

Es gab den berechtigten Einwand, auch ausländische Ereignisse sollten zu einer Debatte über Rassismus in Deutschland herhalten dürfen.

Demos sind aber schon im Allgemeinen keine Debatten, und hier im Besonderen fand ich, dass sie nicht mal ein Debattenangebot darstellten.

Weil eine Demo gegen "XYZ" ja schon mal vermeidet zu thematisieren, ob es "XYZ" überhaupt gibt.

Und "Stuttgart" ist nun der Beweis, dass es nicht mal um "XYZ" geht.

Schon das Plündern und Brandschatzen in den USA waren für keinen rational denkenden Menschen irgendwie auf eine berechtigte Beschwer wegen Rassismus und Polizeigewalt zurückzuführen.

Wieviel weniger dann in Deutschland.

In den Naturwissenschaften gibt es ein unangenehm weiches Gesetz, bei verschiedenen möglichen Erklärungsansätzen den unkompliziertesten zu wählen.

Und hier ist meiner: Monkey see looting, monkey do looting. Da ist wirklich kein Fetzen Gesellschaftskritik dahinter. Schon gar nicht in einer Partyszene auf Drogentrip.

Worüber man sich aber wird unterhalten müssen, das sind die geistigen Brandstifter, die Exzessen wie in Stuttgart die Bahn ebnen.

Das sind die Leute, die bei einem (!) möglichen Homizid in den USA sofort schreien, Rassismus gebe es bei der deutschen Polizei auch.

Das sind die Leute, die wohlwollend über autonome Zonen und Denkmalsstürmer schreiben, auch wenn es nur in "Trumps Amerika" ist.

Das ist die Person, die in der taz viele Worte verwendet hat, um "Alle deutschen Polizisten gehören als Müll auf die Deponie" zu schreiben.

Das sind die, denen die Ideologie wichtiger ist als die Realität.

Von beidem bleibt letztendlich immer nur die Realität über, und kalt erwischt werden von ihr nur die Ideologen, und alle, die auf sie hören.

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Montag, 15. Juni 2020

In den USA brennen Läden, und in Deutschland wird dafür demonstriert

Da gibt es also in Deutschland Demonstrationen gegen Rassismus, und ich frage mich: wieso? und: wieso jetzt?

Ist da was passiert in Deutschland, irgendwann Anfang Juni, dass es uns allen wie Schuppen von den Augen gefallen ist und wir erkannt haben: huch, unsere Regierung ist ja rassistisch, und da wir die Rassisten in Berlin erst im ... blätter ... nächsten Jahr alle abwählen können, muss das Volk als Träger der Demokratie eben auf die Straße?

Ja? War das so?

Nein, es war nicht so.

In den USA haben Polizisten womöglich (das ist noch nicht gerichtlich festgestellt) den Tod eines sich widersetzenden Verdächtigen zu verantworten.

Die Kausalkette, die dann dazu führt, Denkmäler zu stürzen und Läden zu plündern, erschließt sich mir nicht, aber vielleicht ist das ja eine amerikanische Sache.

Mit Deutschland allerdings hat das erst mal gar nichts zu tun.

Warum also die Demos?

Es gibt zwei Alternativen:

Erstens: wir haben gerade ein durch Corona erweitertes Sommerloch, und weder die Aktivisten noch die Presse haben wirklich was zu tun.

Und sie nehmen eben, was kommt.

Das ist die wohlwollendste Möglichkeit, die mir einfällt, auch wenn sie wenig schmeichelhaft ist.

Denn es bedeutet nichts anderes, als dass Aktivisten und Presse einfach Trittbrettfahrer sind.

Trittbrettfahrer sind eine ziemliche Furunkel der Gesellschaft. Sie verfolgen ihr eigenes Ziel und bürden die Kosten dafür den anderen auf, die sich ehrlich verhalten.

Das heißt, den Aktivisten geht es eigentlich um Krawall (und in Deutschland um Fördermittel für Projekte). Der Presse geht es um Geld.

So schnöde ist das.

Eine demokratische Legitimation lässt sich dafür nicht ausmachen.

Und wenn einer der Trittbrettfahre sie für sich reklamiert, bleibt nur, sie dafür auszulachen.

(Das war jetzt fast ein Reim).

Aber zweitens! Zweitens könnte es sein: wir haben hier wirklich instututionalisierten Rassismus. Dann frage ich mich, was die ganzen Trantuten von Aktivisten und Presse denn so bisher getan haben.

Wo waren die Leitartikel gegen Rassismus im Januar? Ach richtig, da wurde gegen australische Waldbrände demonstriert.

Wo waren die Leitartikel gegen Rassismus im Februar? Ach richtig, da wurde gegen den dritten Weltkrieg demonstriert.

Wo waren die Leitartikel gegen Rassismus im März? Ach richtig, da wurde gegen Corona demonstriert.

Wo warem die Leitartikel gegen Rassismus im April? Ach richtig, da saßen wir alle zuhause.

Wo waren die Leitartikel gegen Rassismus im Mai? Ach richtig, da wurde gegen die Coronamaßnahmen (also praktisch FÜR Corona) demonstriert.

Wer anfängt, sich für ein Thema zu engagieren, weil es in Amerika jemand vorturnt, dann ist das milde gesagt eine Bankrotterklärung für seinen Geist.

Wer selbst denken kann (oder wie die Presse gar ein Kontrollorgan für die Demokratie zu sein beansprucht), der muss schon selbst auf die richtigen Schlüsse kommen und Themen setzen, anstatt ihnen hinterherzurennen.

Alternative eins oder zwei? Keine Ahnung. Beide sind erbärmlich.

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