Donnerstag, 10. November 2016

Einwurf, einen Tag nach der US-Wahl

Ich bin derzeit ziemlich überrascht über die Normalos, die sich hämisch über den Ausgang der US-Präsidentenwahl (eher: Wahlleutewahl) freuen.

So, als ob der chancenlose Robin Hood unvermutet durch die panzergläserne Decke gebrochen wäre, welche die Seilschaften des Establishments für die elitäre, schon gewählt geglaubte Kandidatin installiert haben.

So, als ob jetzt die goldenen Zeiten des kleinen, unverstandenen und unwichtigen Mannes einträten.

Nein. Ein Berufspolitiker, gleich welcher Couleur, wäre zumindest in eine Seilschaft eingebettet, durch die er seine Politik, die eh in Hinterzimmern gemacht wird, auch durchsetzen könnte.

Der neue, indirekt wahrscheinlich schon gewählte Präsident der Vereinigten Staaten hat eine solche Seilschaft nicht. Er ist hingegen eine wunderbare Marionette, ein Spielball nun nicht nur einer, sondern aller möglichen Seilschaften, die sich seiner abwechselnd bedienen werden.

Denn hinter der Bühne, auf der dieser Mann ein Schauspiel für die Massen abhält, wird Politik nun gänzlich ohne ihn gemacht werden.

Eine Politik, für die nicht mal der Präsident sein Gesicht verlieren oder den Kopf wird hinhalten müssen, und die daher gänzlich ungehemmt ihre eigenen Interessen verfolgen wird.

Vermutlich stört den Präsidentendarsteller das nicht einmal, sondern es kommmt ihm ganz gelegen. Warum sollte ein Milliardär seines Schlages sein Leben in den Niederungen der Tagespolitik vergeuden? Das hat er gewiss gar nicht vor.

Ich verstehe nur nicht, warum mit solch einer Konstellation so viele Hoffnungen verknüpft werden.

Schlagwort: Verrückte Normalo-Welt

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Dienstag, 23. August 2016

Lieber nicht imteam

Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, und es ist erstinstanzlich (Amtsgericht Berlin-Tiergarten), aber es ist nach rechtstaatlichen Grundsätzen gefällt worden und lautet: Frau Lohfink hat sich strafbar gemacht, indem sie Dritte der Vergewaltigung bezichtigt hat: weil das Gericht nämlich zur Überzeugung kam, dass es diese Vergewaltigung nicht gab.

Nun ist mir Berlin so entfernt wie sonst was und mit Vergewaltigung hatte ich noch nie was zu tun. Vielleicht bald aber doch, und ganz ohne mein Zutun: daran sind ein paar Trittbrettfahrer beim Fall Lohfink schuld, und daher bin ich Betroffener und darf darüber schreiben.

Frau Lohfink wurde nämlich als Monstranz vor einer schludrigen Gesetzesänderung vorangetragen, durch die ich der Vergewaltigung bezichtigt werden kann, wenn jemand anders (also nicht ich) hätte erkennen können, dass meine Partnerin gerade keine Lust an diesem Sex hatte.

Das ist harter Tobak, aber der Gentleman schweigt natürlich, insbesondere wenn ihm so ein armes Hascherl ins Gesicht gedrückt wird (bildlich), dem da was passiert ist, was ganz furchtbar ist und doch dringend gerächt werden müsse und nicht könne.

Mein Bundesjustizminister zumindest spielte darauf an, als er für bewusste Gesetzesänderung warb. Meine Bundesministerin "für alles außer Männer" schloss sich der Prozession sogar ganz ausdrücklich an.

Und nun?

Stellt sich raus, dass Frau Lohfink weder nach altem Recht eine Geschädigte ist noch nach neuem wäre. Ihre Behauptung desselben in Verbindung mit der Bezichtigung Dritter dagegen ist durchaus justiziabel.

Was mich interessiert, ist nun nicht Frau Lohfink, sondern meine Bundesfamilienministerin, die sich jetzt im Team mit einer vorbestraften Falschbezichtigerin befindet. Wie weit geht das jetzt mit dem Teamgedanken? Wird sie Frau Lohfink helfen, ihre Strafe zu bezahlen? Das wäre wohl das Mindeste. Wird sie sich auch als vorbestraft ausgeben? Wäre konsequent.

Mir fällt aber noch ein... Teil der Gesetzesverschärfung im Sexualstrafrecht bestand darin, auch ganze Gruppen von Menschen verknacken zu können, wenn auch nur einer aus der Gruppe eine strafbare Handlung begangen hat.

Heißt das jetzt, wir könnten das komplette #TeamGinaLisa verknacken, weil die Straftat der Falschbezichtigung aus der Gruppe heraus begangen wurde?

Nein, heißt es natürlich nicht. Falschbezichtigung ist ja keine Sexualstraftat. Obwohl - Falschbezichtigung einer Sexualstraftat könnte man doch eigentlich auch als Sexualstraftat werten, nicht wahr? Nicht? Gesetzeslücke! Da muss man doch was machen! Oder gleich trotz Lücke verurteilen! Das hat mir meine Bundesfamilienministerin gerade gut vorgemacht, und ich weiß gar nicht, warum ich das nicht nachmachen sollte...

Aber nein. Keine Sorge. Ich bin ein Gentleman. Wenigstens ich tue sowas nicht.

Jetzt hab ich doch glatt noch die Pointe zum Justizminister vergessen. Nein, nicht die, dass er jetzt die Gesetzesänderung zurücknehmen müsste, jetzt, da ihre vorgeschobene Begründung sich in Luft aufgelöst hat.

Laut eigenem Bekunde möchte der Hass und Hetze verbannen, selbst wenn die entsprechenden Äußerungen eigentlich nicht strafbar wären. Nun denn: auf, Herr Justizminister! Vor dem Amtsgericht äußerten teamorganisierte Leute auf einem Transparent „Hass wie noch nie auf die deutsche Justiz!“.

Hass, Herr Justizminister, Hass! Zeit, dagegen vorzugehen! ;-)

Hat Frau Lohfink im Nachhinein das Vorgefallene als Vergewaltigung empfunden? Das ist möglich; deshalb hätte man dieses Falschbeschuldigungsverfahren von mir aus gerne einstellen können. Doch StA und Gericht sind zur Überzeugung gekommen, Frau Lohfink habe jemandem schaden wollen. Für das Thema dieses Blogeintrags - die Inkonsequenz der Opportunisten in dem Fall - hätte auch der Freispruch der Angeklagten genügt, der diesem Verfahren vorausging.

Schlagwort: Verrückte Normalo-Welt

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Samstag, 20. August 2016

Heidi Klum ist nicht das Problem. Frau Studienrat ist es.

Eine Inga Michler berichtet in der Welt über die Ergebnisse einer Studie von Trendence, bei der - seufz! - herauskommt, dass sich nur 1,3% der Mädchen für Informatik interessieren (dagegen 12,3% der Jungen, - yeah!).

Und wieso? Die Autorin lässt sich die zwei Standard-Antworten diktieren. Erstens: Mädchen sind zu dumm zum Augenaufmachen (ihnen sei "nicht bewusst", wie schwer die Jobs ihrer benachteiligten Mütter seien. Na klar.). Zweitens: Eltern und Erzieher demotivieren die Mädchen.

Eine dritte Antwort fällt etwas aus dem Rahmen: Heidi Klum sei ein schlechtes Vorbild... da musste ich mal lachen. Da ist also eine Frau, die das System offensichtlich verstanden hat und es erfolgreich nutzt wie kaum eine zweite, ohne dass sie dafür einen Mann kopieren muss (und ohne dass sie dafür studieren musste: das fuchst natürlich die Frau promovierte Volkswirtschafterin) - die ist jetzt ein schlechtes Vorbild für Mädchen. Na klar. (Gut, diese Ansicht ist nicht auf Frau Michlers Mist gewachsen. Aber sie hat ihn wiedergegeben.)

Frau Michler scheint zwar zu verstehen, dass der Gender Pay Gap nur für Leute sichtbar ist, die Statistiken nicht lesen können, indem sie zugibt, dass sich die Lücke schließen ließe, würden, ach würden die Mädchen doch nur nicht so aufs Soziale gucken, sondern sich für Technik interessieren.

Der Typ, der die Studie verantwortet, hat auch gleich den Tipp, den Berg zum Propheten kommen zu lassen und den Mädchen die soziale Seite der Technik anzutragen, anstatt sie für die Technik selbst zu gewinnen.

Ich habe einen anderen Tipp.

"Der Anteil männlicher pädagogischer Fachkräfte in Kindertagesstätten liegt gerade einmal bei 2,4%" sagt das Bundesministerium "für alles außer Männer". Der Lehrkörper an Grundschulen besteht nur zu 14,2% aus Männern und deren Anteil sinkt auch noch seit 50 Jahren, sagt dasselbe Ministerium.

Kinder sehen also in 40%-70% ihrer Lebenszeit Eines: dass es Berufe gibt, die offensichtlich nur von Frauen ausgeübt werden. Und da der Hausmeister in Schulen und Kindergärten ein Mann sein dürfte, lässt sich gleich noch die Ansicht verfestigen, dass es eben auch Männerberufe gibt. Fertig. So geht das mit der Sozialisierung.

Ich möchte dazu eine Stellungnahme an all die Genderforscher abgeben, die glauben, die armen Mädchen kämen nur nicht zum Zug, weil sie falsch sozialisert würden (ja, auch Sie, Stevie Schmiedel, mit Ihrer absurden Abwertung von Heidi Klums Erfolg):

Ja, die Mädchen werden in der Tat falsch sozialisert, und zwar von der Frauenschwemme, die sie in ihren ersten Lebensjahren erleben müssen. Wie sollen die Kleinen drauf kommen, dass Erzieherin und Lehrerin kein Frauenberuf ist?!

Ab jetzt gilt folgende Regel: Wer mir vorjammert, dass den Mädchen nicht klar ist, dass jeder Beruf jedem Geschlecht gleich offensteht, dann nehme ich das nur ernst, wenn er/sie sich mit der gleichen Verve dafür einsetzt, dass Kindergärten und Grundschulen mit allen bekannten Geschlechtern paritätisch besetzt werden. Punkt.

Frau Stevie Schmiedel kann ich daher nicht ernst nehmen - sie wird tatsächlich mit der Ansicht zitiert, Mädchen schauten nach Vorbildern in den Vorstandsetagen, wie z.B. die Geschäftsführerin Europa und Technik bei der Deutschen Telekom.

Ach, Sie wissen auch nicht, wer das ist? Aber Ihre zehnjährige Tochter, die schaut da bestimmt ganz gebannt auf diese eine Frau wie das Kaninchen auf die Schlange und sagt: "Das ist mein Vorbild! Ich will auch mal Geschäftsführerin Europa und Technik bei der Deutschen Telekom werden!".

Ich krieg mich vor Lachen nicht mehr ein. Frau Schmiedel, kommen Sie in der Realität an. Kindergarten und Schule sind die Vorbilder der Kinder, nämlich weil sie Teil derer Lebenswirklichkeit sind.

Setzen Sie für 50% männliche Erzieher, 50% männliche Lehrer, 50% weibliche Hausmeister ein (und für 50% Sportlehrerinnen übrigens auch). Aber passen Sie auf. Sie könnten dadurch die nächste Generation tatsächlich verändern.

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