Natürlich ist mir der Ingeborg-Bachmann-Preis egal. Es beruht ja auf Gegenseitigkeit.
Als mein Haus- und Hofsender SWR2 morgens in einem Interview verlauten ließ, die Verleihung des diesjährigen Ingeborg-Bachmann-Preises sei ein politisches Statement, musste ich doch mal zuhören.
Denn dieser Quatsch verbreitet sich gerade endemisch: Anstatt einen Literaturpreis womöglich gemessen an erbrachter Leistung oder erkannten Perspektiven auf dem Gebiet der Literatur zu verleihen, muss irgendwas Politisches gesagt werden.
Das ist doppelt blöd, denn so verliert der Preis nicht nur seinen literarischen Kern. Er erhielt auch keinen politischen. Zumindest hat die Interviewte sich nicht zu sagen bemüßigt, worin denn dann nun die politische Aussage bestünde.
Klar, die Preisträgerin Sharon Dodua Otoo ist farbig. Sie ist eine Frau. Sie ist eine Feministin. Wunderbar intersektional.
Ich hätte dem ja keine Bedeutung beigemessen, weil dem auch ganz einfach keine Bedeutung zukommt. Seit wann sind den Geschlecht, Hautfarbe und Gesinnung Gegenstand sinnvoller politischer Aussagen?
Und selbst wenn: während der Zeitgeist ganz klar das weibliche Geschlecht, jede Hautfarbe außer der weißen und ganz sicherlich auch den Feminismus hofiert - worin besteht dann die politische Aussage außer darin, dass man gern mit dem Strom schwimmt und sich noch gerner dabei selbst auf die Schultern klopft?
Den prämierten Text findet man beim ORF.
So sinnlos, wie er sich liest, ist er leider nicht. Im Unterschied zur benebelten Jury, die einen im Jahr 1994 handelnden Text (DA HATTE NOCH NIEMAND INTERNET) für eine Satire über den deutschen Alltag im Jahre des Herrn 2016 hält, hat er sehr wohl eine politische Aussage.
Sie lautet: Männer und ihre Leistungen unsichtbar machen.
Denn der im Titel des Machwerks benannte Helmut Gröttrup war ein vielseitiger Ingenieur, war am V2-Projekt beteiligt und widersetzte sich gleichzeitig seiner militärischen Nutzung. Er hat dazu beigetragen, dass Informatik (mein Beruf) sich von der Mathematik emanzipieren konnte. Die Wikipedia-Seite erwähnt noch mehr Erfindungen, die heute milliardenfach ihre Verwendung finden. Sie waren mir selbst nicht bekannt - daher ein Dank für die Erinnerung an diesen Menschen.
Freilich starb Helmut Gröttrup schon 1981, sodass Sharon Dodua Otoos Text dem Eingeweihten dankenswerterweise sofort als Fiktion entgegentritt. Die Autorin findet es witzig, die Rat- und Machtlosigkeit des alternden Mannes gegenüber seiner Putzhilfe Ada, ja sogar gegenüber dem eigensinnigen Frühstücksei zu beschreiben, das ihm auf die Krawatte spritzt. Seine berufliche Laufbahn findet genau einnmal Erwähnung: da, wo sein Versuch, Beruf und Familie zu vereinen, kurzerhand als Verdienst seiner Frau dargestellt wird.
Von seinen Leistungen, die sich auch in Sharon Dodua Otoos Geldbörse finden - kein Wort. Wozu auch, wenn man Männer-Bashing betreiben kann und den Mann nicht nur tatsächlich durch seine Reduzierung auf ein Frühstücksei, sondern auch noch sprachlich durch die höchst infantile Ersetzung des Wortes "jemand" durch "jemensch" tilgen kann.
Fazit: Den JurorInnen des Bachmann-Preises sei verziehen. Kunst zu politisieren war schon immer falsch - die ganzen Hitler-, Thälmann- und Stalinpreisträger können ein Lied davon singen. Denen wäre es besser gegangen, hätte man ihr Werk prämiert und keine politische Aussage gemacht. Ich sehe keinen Grund, warum die noch zukünftige Geschichte nicht auch dasselbe mit dem diesjährigen Bachmann-Preis erreichen sollte.
Den Sexismus und Revisionismus, mit dem Sharon Dodua Otoo über einen verdienten Ingenieur und Informatiker hinwegbügelt, verzeihe ich der Autorin nicht. Möge sie zusammen mit ihrer Gesinnung ebenso unbekannt bleiben, wie es der Ingeborg-Bachmann-Preis der Autorin war, ehe sie ausgezeichnet wurde: "Ich habe den Preis vorher eigentlich gar nicht gekannt."
(Allein das muss man sich mal vorstellen!)
Andererseits: Wenn der Ingeborg-Bachmann-Preis den Nachwuchsautoren nicht mehr bekannt ist - ist das kein Hinweis, dass er seine Schuldigkeit getan hat und leise zu Grabe getragen gehört?
> Bezug herstellen > Mir etwas anheimstellen (0 Kommentare)
sagt der Zentralrat der Muslime in Deutschland, wenn man den Acht-Uhr-Nachrichten meines Heimatsenders SWR2 glauben darf.
Meine Familie hat unter den Nazis und unter den Kommunisten gelitten, als es nur eine Meinung in der Gesellschaft geben durfte. Ist es jetzt schon wieder so weit, dass es in der Gesellschaft keine zwei Meinungen geben darf?
In einer Zeit, wo von der politisch Korrekten abweichende Meinungen als Hassrede diffamiert werden, und für diese als Beweggründe nur Zorn oder Angst unterstellt werden, sind wir wohl wirklich soweit.
Mann, mann, mann. Lange hat das nicht gedauert.
> Bezug herstellen > Mir etwas anheimstellen (0 Kommentare)
Ähm... sorry für die reisserische und obendrein falsche Überschrift. Aber es musste sein.
Denn... auf den Gedanken könnte man kommen. Gestern hat die Bundesbank eine neuartige 5-Euro-Sammlermünze herausgebracht:
Diese Sammlermünzen sind gesetzliches Zahlungsmittel - wie alle anderen Sammlermünzen (die auf besondere Beträge wie 5, 10, 20, 25, 100 oder 200 Euro lauten) jedoch nur in Deutschland.
Die Bundesbank lässt von den neuen Münzen 2,25 Millionen Stück prägen; das sind natürlich Peanuts - und entspricht in etwa der üblichen Menge, in der Sondermünzen geprägt werden.
Andererseits kommt die Münze (wie sonst bisher nur die 10-Euro-Sammlermünzen) zum Nennwert in Umlauf und besteht zudem aus einer Kupfer-Nickel-Legierung, also ohne Edelmetallanteil.
Nun, ich habe auch vor der Bundesbankfiliale angestanden, um mein Exemplar zu ergattern. Nebenbei wird die Bundesbank damit innerhalb weniger Tage - und unter der Begeisterung der Massen - 11,25 Millionen europaweit gültige Zahlungsmittel aus dem Verkehr ziehen und mit nur in Deutschland gültigen ersetzen.
Vielleicht ist das ja ein Anfang...
> Bezug herstellen > Mir etwas anheimstellen (0 Kommentare)