Freitag, 15. April 2016

14. April: Ende des Euro beschlossen!

Ähm... sorry für die reisserische und obendrein falsche Überschrift. Aber es musste sein.

Denn... auf den Gedanken könnte man kommen. Gestern hat die Bundesbank eine neuartige 5-Euro-Sammlermünze herausgebracht:

20160414 5Euro Sondermünze Planet Erde

Diese Sammlermünzen sind gesetzliches Zahlungsmittel - wie alle anderen Sammlermünzen (die auf besondere Beträge wie 5, 10, 20, 25, 100 oder 200 Euro lauten) jedoch nur in Deutschland.

Die Bundesbank lässt von den neuen Münzen 2,25 Millionen Stück prägen; das sind natürlich Peanuts - und entspricht in etwa der üblichen Menge, in der Sondermünzen geprägt werden.

Andererseits kommt die Münze (wie sonst bisher nur die 10-Euro-Sammlermünzen) zum Nennwert in Umlauf und besteht zudem aus einer Kupfer-Nickel-Legierung, also ohne Edelmetallanteil.

Nun, ich habe auch vor der Bundesbankfiliale angestanden, um mein Exemplar zu ergattern. Nebenbei wird die Bundesbank damit innerhalb weniger Tage - und unter der Begeisterung der Massen - 11,25 Millionen europaweit gültige Zahlungsmittel aus dem Verkehr ziehen und mit nur in Deutschland gültigen ersetzen.

Vielleicht ist das ja ein Anfang...

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Montag, 18. August 2014

Gender Equality in Theorie und Praxis

Es ist zum Haareausraufen. Es geht schließlich nicht darum, sich zwischen einer roten und einer blauen Pille zu entscheiden, sondern um die persönliche Zukunft. Regelmäßig finden Institute heraus, dass man mit technischen Berufen bessere Bezahlung und höhere Arbeitsplatzsicherung erreicht.

Der Homo Oeconomicus sollte seine Berufswahl daran ausrichten, und die Erstsemester von 2013 an meiner Uni tun das auch: Das Siegertreppchen für die meistbelegten Studienfächer der Erstsemester teilen sich Maschinenbau (25%), Bauingenieurwesen (17%) und Informatik (11%). Cool, mehr als die Hälfte der Studienanfänger sind in der Lage, ihre Zukunft durch Neigung und Studienwahlverhalten in eine positive Richtung zu lenken.

Wirklich mehr als die Hälfte? Nein, ein kleines Dorf widersteht dem Zwang, seine Zukunft zu optimieren – zumindest an meiner Uni und in meinem Bundesland.

Denn während von 1000 Abiturienten mehr als die Hälfte Mädchen sind (538), bequemen sich zwei Drittel von ihnen schon mal gar nicht an unsere Universität: nur 26% der Studienanfänger waren 2012 Mädchen, und nur 24% der Studienanfänger in den drei Siegertreppchenfächern waren Mädchen. Ein Jahr später (also im 3. Semester) waren nur noch 23% der Studierenden in den Erfolgfächern Mädchen.

Ganz schlimm trifft es, wie immer, die Informatik. Unter den Erstsemestern waren 17% Mädchen, ein Jahr später stellten sie unter den Drittsemestern gar nur noch 13%, denn die Hälfte der Mädchen, die 2012 ein Informatikstudium angefangen hatte, war ein Jahr später schon nicht mehr dabei (bei den Jungs gaben 30% auf). Was ist da los?

Es gibt nicht so viele Gründe, auf die man das fehlende Interesse der Mädchen an Informatik zurückführen könnte. Wie wäre es mit den folgenden:

Mädchen sind im Durchschnitt …

  • eher bereit, bei zukünftigem Einkommen und Arbeitsplatzsicherheit Abstriche zu machen, als die persönlichen Neigungen hintanzustellen und einen schwereren, aber erfolgversprechenderen Beruf zu wählen (das würde die geringe Studierendenquote erklären)
  • schlechter bei allem, was mit Berechnung zu tun hat (das würde die höhere Abbrecherquote erklären)

Keiner dieser Gründe ist ehrenrührig. Weniger zu verdienen, und sich dafür im Studium (und späteren Arbeitsleben) nicht überanstrengen zu müssen, ist durchaus eine sinnvolle Variante. Seine Stärken eher im Sozialen zu haben als im Technischen, bricht auch niemandem einen Zacken aus der Krone.

Ich finde es nur gemein den Mädchen gegenüber, dass sie es sich fast nicht mehr trauen dürfen, einen der obigen Gründe für ihre Berufswahl in Betracht zu ziehen. Wer postuliert, dass die Fähigkeiten von Jungs und Mädchen absolut gleich sind, bringt die zwei Drittel der Abiturientinnen in die Bredouille, die gar nicht studieren wollen, und vom Rest nochmal die Hälfte, weil sie sich nicht zu den Top 3 der technischen Berufe durchringen können – anders als die Jungs.

Neben den Fähigkeiten ist natürlich auch die Sozialisierung Teil der Berufswahl, aber das ist auch ein trauriges Kapitel. Wer die Kinder sozialisiert hat, die heute mit 21 Jahren im 3. Semester sind und mithin 1993 geboren wurden, können Sie sich selber ausrechnen. Die Belegschaft in den Kindergärten, Grundschulen und Gymnasien erreicht ganz locker eine Frauenquote von 80-90%. Machen diese Frauen den Mädchen denn immer noch nicht klar, dass sie die gleichen Fähigkeiten wie Jungs haben und daher auch dasselbe studieren können? Oder bringen sie ihnen bei, dass man keinen lukrativen, aber anstrengenden Männerberuf lernen und ausüben muss, um erfolgreich zu sein, sondern einfach nur auf die nächste gesetzliche Frauenquote oder einen entsorgbaren Unterhaltszahler zu warten braucht?

Also, nein, das mag ich nicht glauben. Dann bleibe ich doch lieber bei der Erklärung mit den verschiedenen Fähigkeiten und Neigungen, deren sich die Mädchen sehr wohl bewusst sind, und denen entsprechend sie seit jeher mit den Füßen abstimmen, ganz egal, was die Genderequalitytheoretiker postulieren.

EDIT: Ja, ich weiß, so eine Vermutung ist wenig wissenschaftlich. Wenn Sie es hinbekommen, dass die Hälfte der Kindergärtner und Schullehrer Männer werden, dann können wir 20 Jahre später nochmal den Mädchenanteil an den Informatikstudierenden betrachten. Wenn der dann auch um die 50% liegt, dann haben Sie mich widerlegt – dann war doch die Sozialisierung und nicht die fehlenden Neigungen und Fähigkeiten am derzeitigen Mädchenmangel in den MINT-Fächern schuld.

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Donnerstag, 12. März 2009

Winnenden

Gestern hat ein 17jähriger in Baden-Württemberg 9 Schüler einer Schule, 3 Lehrer und 3 Passanten erschossen und sich dann selbst gerichtet.

Und gleich forschen alle nach den Ursachen, um sich dann zurücklehnen und sagen zu können: "Ah, daher also". Gruselig. Das hieße nämlich, sie können die Entschuldigungen nachvollziehen, die auch das Gewissen des jungen Manns bei seiner Tat entlastet haben. Sind das die nächsten Amokläufer?

Der junge Mann hatte keine nachvollziehbaren Beweggründe; er war ein Einzelfall, einer gegenüber mehr als einer Million Schülern allein in Baden-Württemberg [1]. Vom Einzelfall aufs Generelle zu schließen ist ein dummer logischer Fehler.

Stellen Sie sich nicht so an und seien Sie ehrlich. Sie können nicht mal die einzelnen Ursachen richtig kennen und bewerten - zu vielfältig, für sich genommen zu aussageschwach sind sie. Und dann handelt der Amokläufer auch noch irrational. Wir können uns die Analyse schon deshalb schenken, weil es keine logische Schlussfolgerung geben kann.

Normalos wollen ein Monster

Aber das reicht den Normalos nicht. Sie fragen "Warum?". Vielleicht ist die Antwort so kurz wie zynisch: der Junge wollte einfach gern mal töten.

Normalos wollen andere Antworten. Sie wollen Schützenvereine, psychische Störungen, menschliches Versagen, sexuelle Probleme, Computerspiele. Und wenn die gefunden sind, können sie mit dem Finger drauf zeigen und sich selbst beruhigen, weil das alles ja nichts mit ihnen zu tun hat.

Normalos wollen ein Monster, weil sie sich selbst nicht für ein Monster halten und eingestehen wollen, dass sie der nächste irrational handelnde Amokläufer sein könnten. Dabei haben Sie erst gestern Nacht die Geschwindigkeitsbegrenzung in Ihrer 30er-Zone überschritten: irrational, einfach so. Das gibt's.

Vor der Irrationalität die Augen zu verschließen verhindert garantiert keine zukünftigen Amokläufe.

[1] Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Demografischer Wandel in Deutschland, Heft 3 "Auswirkungen auf Kindertagesbetreuung und Schülerzahlen im Bund und in den Ländern", Ausgabe 2009, S. 33

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