Donnerstag, 12. März 2009

Winnenden

Gestern hat ein 17jähriger in Baden-Württemberg 9 Schüler einer Schule, 3 Lehrer und 3 Passanten erschossen und sich dann selbst gerichtet.

Und gleich forschen alle nach den Ursachen, um sich dann zurücklehnen und sagen zu können: "Ah, daher also". Gruselig. Das hieße nämlich, sie können die Entschuldigungen nachvollziehen, die auch das Gewissen des jungen Manns bei seiner Tat entlastet haben. Sind das die nächsten Amokläufer?

Der junge Mann hatte keine nachvollziehbaren Beweggründe; er war ein Einzelfall, einer gegenüber mehr als einer Million Schülern allein in Baden-Württemberg [1]. Vom Einzelfall aufs Generelle zu schließen ist ein dummer logischer Fehler.

Stellen Sie sich nicht so an und seien Sie ehrlich. Sie können nicht mal die einzelnen Ursachen richtig kennen und bewerten - zu vielfältig, für sich genommen zu aussageschwach sind sie. Und dann handelt der Amokläufer auch noch irrational. Wir können uns die Analyse schon deshalb schenken, weil es keine logische Schlussfolgerung geben kann.

Normalos wollen ein Monster

Aber das reicht den Normalos nicht. Sie fragen "Warum?". Vielleicht ist die Antwort so kurz wie zynisch: der Junge wollte einfach gern mal töten.

Normalos wollen andere Antworten. Sie wollen Schützenvereine, psychische Störungen, menschliches Versagen, sexuelle Probleme, Computerspiele. Und wenn die gefunden sind, können sie mit dem Finger drauf zeigen und sich selbst beruhigen, weil das alles ja nichts mit ihnen zu tun hat.

Normalos wollen ein Monster, weil sie sich selbst nicht für ein Monster halten und eingestehen wollen, dass sie der nächste irrational handelnde Amokläufer sein könnten. Dabei haben Sie erst gestern Nacht die Geschwindigkeitsbegrenzung in Ihrer 30er-Zone überschritten: irrational, einfach so. Das gibt's.

Vor der Irrationalität die Augen zu verschließen verhindert garantiert keine zukünftigen Amokläufe.

[1] Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Demografischer Wandel in Deutschland, Heft 3 "Auswirkungen auf Kindertagesbetreuung und Schülerzahlen im Bund und in den Ländern", Ausgabe 2009, S. 33

Schlagwort: Heile Normalo-Welt

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