In das ganze unreflektierte Gebrüll hinein möchte ich hier anmerken, dass VW alles richtig gemacht hat.
Ja, sie haben eine Steuerungssoftware für den Motor. Ein Glück auch. Treibstoff einsparen, Klopfen verhindern - ohne Steuerungssoftware unmöglich.
Ach so, die Steuerungssoftware passt sich an besondere Bedingungen an. Ach was! Das ist genau der Zweck einer solchen Software.
Ich frag Sie mal was: fahren Sie überall in der Stadt 50 km/h oder nur dort, wo ein Blitzer steht? Könntent Sie noch heute (ohne Lernen) die Theorieprüfung für die Fahrerlaubnis bestehen?
Nein! Ihr ganzes Leben basiert darauf, dass Sie nur punktuell geprüft werden, und dass Sie genau dann darauf eingestellt sind. Genau wie die Motorsteuerungssoftware von VW.
Also: wer sich überall an die Geschwindingkeitsbegrenzung hält, der werfe den ersten Stein.
Aber leider ist Aufschreien in Deutschland cooler als Nachdenken.
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Der Wind vergangener Jahrhunderte weht noch durchs BGB, wo die Mutterschaft biologisch begründet wird, die des Vaters jedoch sozial. Die Mutter ist die Frau, die das Kind "... geboren hat" (§ 1591 BGB) - zum Vater dagegen wird wer "zum Zeitpunkt der Geburt [echt jetzt!] mit der Mutter ... verheiratet" war, die "... Vaterschaft anerkannt" hat oder dessen "... Vaterschaft ... gerichtlich festgestellt" wurde (§ 1592 BGB). Das war für 100 Jahre, während derer nur die Mutter als biologischer Vorfahre eines Kindes eindeutig festzustellen war, zweifellos das richtige Gesetz.
Heute dagegen ist es durch DNA-Tests leicht und erschwinglich geworden, die biologische Verwandtschaft von Vätern zu Kindern festzustellen, und es braucht kein langes Nachdenken, es als gerecht zu erachten, dass Männer keine Kuckuckskinder aufzuziehen haben, wenn das vermieden werden kann.
Gleichzeitig ist die Konsequenz des BGB aus dem Mutterbegriff nicht mehr haltbar, da diese Kategorie heute verschwommen ist. Seit die befruchtete Eizelle der einen Frau durchaus im Körper einer anderen heranwachsen kann, stellt die Geburt nur mehr einen sozialen Bezug her statt einen biologischen. Es wäre absurd, dem BGB gemäß die Leihmutter, die das Kind "geboren hat", als Mutter anzusehen und nicht die Frau, die das Erbgut des Kindes beigesteuert hat.
Ich hätte eigentlich von den Gender Studies erwartet, diese Veränderungen in den Kategorien zu betrachten und anhand einer Wertung der Auswirkungen eine veränderte Behandlung vorzuschlagen. Das kann durchaus unterschiedlich ausfallen. Zum Beispiel: Warum überhaupt "Vater" und "Mutter" sagen? Diese Kategorien ließen sich problemlos tilgen und durch "Eltern" ersetzen, da es keinen Sachzwang für eine unterschiedliche Behandlung beider mehr gibt. Das eröffnet sogar den Weg für zukünftige Neu- oder Paralleldefinitionen des Elternbegriffs, zum Beispiel soziale statt biologische (das haben wir jetzt schon bei der Adoption).
Leider schweigen sich die üblichen Verdächtigen zu diesem handfesten Thema aus. Oder ist mir da was entgangen? Tatsächliche Anstrengungen der Gleichberechtigungslobby, das Familienrecht im BGB ans einundzwanzigste Jahrhundert anzupassen, dürfen Sie gerne in den Kommentaren verlinken.
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Kennen Sie Paul Watzlawick? Ein wichtiger Forscher des vorigen Jahrhunderts über Kommunikation, der auch für Fachfremde lesbare Bücher geschrieben hat. Sein Postulat "Man kann nicht nicht kommunizieren" ist schon fast ein Allgemeinplatz, und er reicht aus, um den Wert seiner Forschung zu demonstrieren: Das Bewusstsein über Kommunikation kann helfen, diese zu verbessern, und ihr Ziel zu erreichen.
So soll ein Hilferuf Hilfe herbeirufen. Eine Zeitung soll Fakten, Bewertungen und Meinungen transportieren.
Einen Hilferufer, der sich in einem Sonett an Sie wendet, werden Sie automatisch für einen Scherzkeks halten und sich nach der Verstehen-Sie-Spaß-Kamera umblicken. Das ist dann nicht mehr lustig, wenn Sie eines Scherzes wegen selbst Nachteile haben - sagen wir, Ihren Zug verpassen - weil jemand ihre Menschenfreundlichkeit sinnloserweise ausgenutzt hat.
Oder nehmen Sie einen Zeitungsartikel, der in jedem Wort absichtlich die Buchstaben vertauscht. Das ist cool als Satire oder wenn Sie gerade ein Kunstobjekt suchen, dass Sie sich eingerahmt ins Klo hängen können. Wenn dieser Artikel aber für Sie wichtige Informationen enthält, die Sie ohne Not nur verschleiert oder zweideutig erhalten, sind Sie zu Recht sauer über die unnütze Anstrengung, die er Ihnen abverlangt.
Was ich sagen will: Kommunikation hat in 99,9% aller Fälle den Zweck, Nachrichten möglichst fehlerfrei vom Sender zum Empfänger zu transportieren, und die Metakommunikation hat den Zweck, die korrekte Interpretation des Empfangenen zu sichern. Die willentliche Missachtung eines dieser Zwecke mag ihren Platz haben, aber diese Nische dafür ist verdammt eng.
Und nun legt die Professorin Lann Hornscheidt der taz ans Herz, von der kodifizierten deutschen Syntax abzuweichen - "[a]ls kontinuierliche Verunsicherung, Irritation und Aufforderung, über Dinge noch mal anders nachzudenken oder überhaupt neu zu denken".
Watzlawick rotiert gewiss gerade im Grab. Über die Dinge nachzudenken oder sie neu zu denken - dafür ist der Inhalt eines Artikels da, nicht seine Syntax. Das Postulat, ein Unt_erstrich im Wort sei ein ein sinnstiftender Denkanstoß, ist doppelt verwerflich: Es erlaubt dem Autor mit minimalen Mitteln, scheinbar eine Nachricht zu kodieren, die aber für den Empfänger unmöglich eindeutig zu dekodieren ist und daher beliebig und folglich sinnlos ist. Zweitens erlaubt es dem Autor, selbst hinsichtlich sowohl der Aussage als auch der Intention völlig vage zu bleiben und jedem konkreten Diskurs mit der Behauptung aus dem Weg zu gehen, das so ja gar nicht gemeint zu haben.
Das sind die Werkzeuge eines Komikers oder Satirikers, aber nicht eines Wissenschaftlers.
Oder welchen Erkenntnisgewinn hatten Sie aus dem Unterstrich in "Unt_erstrich"? Wollte der Autor auf die Lautgleichheit von "Unt" mit "und" hinweisen? Wollte der Autor die Anwesenheit der Silbe "er" herausstellen und wegen der syntaktischen Gleichheit mit dem Personalpronomen Betroffenheit über diesen versteckten Sieg des Patriarchats hinweisen? Und wenn ja, wozu das ganze, und wieso konnte der Autor das nicht auch so aufschreiben?
Der einzige Erkenntnisgewinn, den Sie aus "Unt_erstrich" haben, kommt aus der Metakommunikation: "Unt_erstrich" macht Ihnen klar, dass der Autor nicht mit effizienten Mitteln zu kommunizieren bereit ist, dass er Sie verunsichern statt erleuchten und irritieren statt bilden möchte. Sie erkennen, dass der Autor Ihren Lesefluss stören und Ihren Verstehensprozess torpedieren möchte, dass er ein Effekthascher ist ohne die Fähigkeit, Inhalte zu formulieren, die bei Ihnen einen konkreten Denkprozess in Gang setzen und lenken würden, oder, genauso schlimm, ohne den Wunsch, sich dafür in die Verantwortung ziehen zu lassen.
Diesen Autor träfe mit Recht Ihre volle Verachtung. Aber was ist von einer Wissenschaftlerin zu halten, die solche Vorschläge macht? Die Wissen verschleiert sehen möchte, indem sie es unter absolutem Informationsverlust in einen Unterstrich codiert? Und die mich, den Leser, missbraucht, in dem sie den Erkenntnisprozess an mich auslagern möchte, anstatt sich selbst die Gedanken zu machen, für die sie bezahlt wird?
Ganz abgesehen von dem dadaistischen Quatsch, durch einen Unterstrich in "Journa_listinnen" seien "sowohl Frauen direkt anwesender als auch Menschen, die sich in der Zweigeschlechtlichkeit nicht verordnen [sic!]". Wenn diese These einen Hauch von Wissenschaftlichkeit hätte, dann würde bei Ihnen direkt eine Frau anwesend sein, weil sie "Journa_listinnen" lesen statt "Journalistinnen". Schauen Sie sich mal um, ob die Frau erschienen ist ... und gleich daneben noch ein Mensch, der sich weder für sein Frau- noch für sein Mannsein entscheiden kann, denn der soll ja auch direkt anwesend sein, obwohl für ihn doch der Suffix "-innen" ganz klar in seiner Männlichkeit ausschließt (wie übrigens auch alle Männer dieser Zunft, denen derlei Zweifel zu ihrem Glück ganz fremd sind).
Oder ist der Professorin Hornscheidt hier ein Freudscher Fehler unterlaufen, und das hervorheben von "list" mit dem weiblichen Suffix "-innen" soll mich auf die weibliche Eigenart hinweisen, durch unlautere Ausnutzung von Nachteilen des Rezipienten zu einem persönlichen Vorteil zu kommen?
Nein, das war kein Fehler, das war ihre Absicht, und der scheinbare Vorteil, dass ich ihr das nicht objektiv nachweisen kann, ist auch ihr tatsächlicher Nachteil, weil sie es auch nicht leugnen kann.
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