Als Aspie und als Informatiker, mit dem Bedürfnis nach strukturiertem Denken und konsistenten Vorstellungen, stolpere ich in unserer Welt nicht zu selten über amüsante Dinge.
Da ist zum Beispiel die alternativlose öffentliche Meinung, Frauen müssten endlich den Herd und die Kindererziehung verlassen und dieselben Erwerbsbiographien haben wie die Männer. Weil, sonst würden immer nur die Männer Karriere machen.
„Na und?” möchte ich schreien. Ist Karriere machen irgendwie besser ist als die Hausfrauenarbeit und das Kindererziehen? Die einzig messbare Steigerung ist das Bruttoinlandsprodukt, weil die Tätigkeit des Menschen, wenn er arbeitet, plötzlich messbar wird.
Und da liegt auch schon der Hund begraben. Offensichtlich halten die ganzen Meinungsmacher für „Frauen weg vom Herd” die Tätigkeit der Frau im Haushalt und bei der Kindererziehung für nichtswürdig, weil es dafür keinen Arbeitsvertrag gibt.
Denn: um Kinder und Haushalt muss sich ja trotzdem gekümmert werden, auch wenn es die Hausfrau nicht mehr tut, sondern eine Erzieherin und eine Haushälterin. Deren (bezahlte) Beschäftigung mit Kindern und Haushalt ist nun plötzlich wieder ganz in Ordnung. Warum? Weil dafür Geld fließt, von dem der Staat Steuern, die Versicherungen Beiträge und die Wirtschaft Werbungskosten abzweigen kann?
Ich finde, in dieser Sichtweise liegt eine absolut beleidigende Haltung gegenüber Hausfrauen verborgen. Als sei ihre Tätigkeit nichts wert. Merkwürdigerweise gilt es als Frauenpolitik, genau das laut zu sagen. Häh?
Im übrigen ist diese Merkwürdigkeit so gewollt. Beispiel: Bei einer Scheidung sind die (schon bisher bestehenden) Unterhaltspflichten nicht aufgehoben. Sprich: Eltern müssen ihre Kinder unterhalten - und wenn die nach der Scheidung bei der Ex-Ehefrau leben, dann leistet sie ihren Unterhalt als Sachleistung, und der Ex-Ehemann seinen als Geldleistung. Das klingt gerecht (auch wenn die Geldleistungen oft weit über dem liegen, was das Kind bis zur Scheidung je gesehen hat).
Doch zwischen Ehegatten? Unterstellen wir eine Gleichheit in der Ehe, dann sind beide quitt, selbst wenn nur der Ehemann verdient hat: Er hat seine Frau finanziell unterhalten, und sie hat durch Hausarbeit Sachunterhalt geleistet. Beides sollte sich in einer gleichberechtigten Ehe ausgleichen. Bei einer Scheidung heben sich ihre Ansprüche gegenseitig auf, und gut ist's.
Aber nein. Während der mehrverdienende Ehemann in der Tat Unterhalt zahlen muss, wird der früher geleistete Sachunterhalt der Ehefrau in Form von Hausarbeit offensichtlich für Nichts geachtet, denn sein Verlust wird dem geschiedenen Ehemann nicht ausgeglichen. Mit anderen Worten: man unterstellt der Ehefrau, die nicht arbeiten geht, zwar von den Geldleistungen ihres Mannes zu profitieren, gleichzeitig aber selbst keinen messbaren Beitrag zu leisten. Und solch eine Unterstellung lässt das feministische Selbstverständnis zu? Sehr befremdlich.
Aber meine Entrüstung ist nur gespielt. Wir leben in einer aufgeklärten Zeit, und niemand kämpft mehr für ein Prinzip. It's the economy, stupid, und sonst nichts. Wie angedeutet: Wenn Frauen im Familienhaushalt arbeiten, bleibt ihre Wertschöpfung unbemessen: kein Politiker kann sich mit ihrer Leistung brüsten, kein Unternehmen aus ihr Profit schlagen. Und die armen Feminist_innen glauben, sie kämpften für ihre eigenen Rechte, und lassen sich einen Einsatz, der nur der Familie dient statt dem Staat und dem Kapital, als Nachteil verkaufen.
Sehr amüsant. Wann werden sie das mitbekommen?
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Beim ersten Fall sexueller Belästigung, an den ich mich erinnern kann, war ich, männlich, 15 Jahre alt. Ich war im Schülerpraktikum in ein Büro geraten, in dem es nur Frauen gab. Eine von denen - Altersdifferenz: 20 Jahre - wurde zudringlich. Ich saß vor dem Bildschirm, sie lehnte sich vor und drückte mir ihre Brust an die Schulter. Wann immer sie mir was erklären wollte.
Wenn Sie zufällig weiblich sind, dann stellen Sie sich einfach vor, Sie säßen mit 15 im Matheunterricht und müssten jedesmal spüren, wie Ihr Lehrer seinen Penis an Ihren Arm drückt, wenn er neben Ihnen steht. Als Aspie habe ich schon so Probleme mit dem Berührtwerden, aber wenn mir die Berührung mit sekundären Geschlechtsteilen anderer Personen aufgezwungen wird, dann ist das sexuelle Belästigung.
Ich habe damals nichts gesagt. Ich war baff von der Frechheit - und was hätte ich auch sagen sollen? Sie hätte es als Zufall bezeichnen können oder mich beschuldigen, dass ich sie angerührt hätte, oder sich über meine pubertäre Phantasie lustig machen können ... nein, da gab es keine Möglichkeit, heil herauszukommen. Also: hinnehmen.
Und heute? Es hat sich nichts geändert. In allen Stationen meines beruflichen Lebens hat es immer mindestens eine Frau gegeben, die am Arbeitsplatz auf Tuchfühlung ging. Beliebteste Form: mir vor dem Bildschirm die Brüste an die Schulter drücken.
Ich könnte in diesem Fall wegrücken. Sie rücken nach. Sie machen es so offensichtlich, dass Kolleginnen sie tadeln: „Hör auf damit”. Keine Besserung. Ich empfinde das nicht nur als sexuelle Belästigung, sondern auch als intellektuelle Beleidigung. Ich bin Frauen gegenüber gewiss nicht unfreundlich, aber mein Interesse weckt man mit inneren Werten (am besten im Kopfinneren). Und wenn sie dieses Interesse dann nicht wecken können, bleibt den Frauen nichts anderes, als mich körperlich zu bedrängen in der Hoffnung, dass dann meine tierischen Instinkte anspringen oder was?
Immer, wenn wieder mal das #aufschrei-Tag bemüht wird, muss ich an die Belästigungen durch die unterbefriedigten Frauen in meinem Arbeitsumfeld denken. Leider war es kein Aufschrei einer sexuell Belästigten, sondern von einer Person, die den Intellekt anderer Leute beleidigt. „[...] wie er es findet, im fortgeschrittenen Alter zum Hoffnungsträger aufzusteigen” fragt die junge Frau, selbst keine 2 Jahre aus der Journalistenschule entlassen, den ehemaligen Wissenschaftler, Abgeordneten, vielfältigen Landes- und zuletzt auch Bundesminister, seit 40 Jahren in der Politik.
Eine intellektuelle Beleidigung ohne Gleichen. Eine ernstzunehmende Journalistin hätte nach Inhalten, Vorhaben, Zielen seiner Kandidatur gefragt - aber sie will irgendwelche Gefühle hören. Sie ignoriert seine Erfahrungen und Verdienste aus seiner beruflichen Laufbahn - seinem Leben - und thematisiert nur sein Rentenalter. Als er den Spieß umdreht - er spricht über ihr U30-Alter (die Frage nach Verdiensten hätte vermutlich peinlich werden können) - ist das für sie plötzlich „etwas anderes”. Und so deplatziert ihre Frage nach seinen Gefühlen, so ist es sein Kompliment über ihre Körperform. Sie interpretiert es sexuell und tut, was mich auch bei Frauen nicht mehr überrascht: sie achtet seine Selbstbestimmung nicht. Weder seine informationelle (das gesprochene Wort), noch seine - nach ihrer eigenen Interpretation - sexuelle (nämlich ein Kompliment nicht an die große Glocke gehängt zu wissen).
Sie haben in mir einen Fürsprecher für die Unantastbarkeit der Würde und der Körper aller Menschen, das können Sie mir glauben. Dafür stehe ich als Aspie. Und dazu gehört zu unterstreichen, dass man überhaupt nicht Frau sein muss, um seine körperliche und sexuelle Selbstbestimmung missachtet zu bekommen. Ein #aufstand wäre passend gewesen, kein #aufschrei. Aber dafür ist es jetzt 2 Jahre zu spät.
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Meine Gedanken zur Meldung des BSI, es habe in einem Bot-Netz die Benutzerdaten von 16 Millionen Konten gefunden, sind nur kurz. Aber sie machen keinen Spaß.
Erstens: wo kommen 16 Millionen Benutzerkonten her? Hier gibt es 2 Möglichkeiten:
- Eine Seite im Internet hat mindestens so viele Benutzer
- Auf 16 Millionen Rechnern gibt es Keylogger, die das mitschrieben
Bei der ersten Möglichkeit lautet die Frage: welche Seite hat so viele Mitglieder? Da dürfte die Auswahl überschaubar sein. Mir fallen da ein: ein großer Buchhändler, eine Auktionsplattform und deren Bezahldienst, drei große Smartphonehersteller, die ein Benutzerkonto verlangen, damit man ihre Geräte überhaupt in Betrieb nehmen kann, ein paar Hersteller von Onlinespielen und Bildbearbeitungssoftware, und das eine oder andere Klamottenversandhaus.
Wenn jetzt rauskommt, das jemand von denen seine Daten nicht vor Hackern schützen konnte, dann ist er bankrott. Warum sollten sie meine Kreditkartendaten besser schützen als meine Login-Information? Eben. Also, wenn bei jemandem von denen eingebrochen wurde, dann knien die jetzt vor dem Portier beim BSI und flehen ihn an, das niemandem zu sagen.
Ich glaube das aber nicht. Warum sollte das BSI sich die Mühe mit der Webseite zum Überprüfen der Konten machen - nur für eine Firma, die geschlampt hat? Unwahrscheinlich.
Und das ist auch der Schlüssel zu meiner Vermutung. Hier hat eine höchstoffizielle Stelle Dreck am Stecken, und jemand dort fühlt sich verpflichtet, den Schaden zu begrenzen.
Es könnte also sein, dass irgendein Geheimdienst, oder, viel einfacher, irgendeine Strafverfolgungsbehörde mit gerichtlichem Beschluss zu einem der oben genannten Internetseitenbetreiber gegangen ist und gesagt hat: „Gefahr im Verzug! Alle Benutzerdaten hergeben!“ und dann die Daten so gespeichert hat, dass die Hacker darauf Zugriff hatten.
Während ich dieses Ausmaß an Inkompetenz durchaus für wahrscheinlich halte, stellt sich die Frage: Wieso werden diese Daten ausgerechnet in einem Bot-Netz gefunden? Also in einer dezentralisierten, sich verbreitenden Struktur? Welchen Sinn soll es haben, die Daten dort vorzuhalten?
Eine Antwort wäre, dass Admins der kompromittierten Seite natürlich misstrauisch werden müssen, wenn sich plötzlich 16 Millionen Nutzer aus demselben IP-Bereich anmelden. So ein Angriff kann ein Bot-Netz gut streuen und damit unauffällig machen. Andererseits: Bei welcher Seite wäre nicht aufgefallen, dass plötzlich 16 Millionen Benutzer sich beim Admin beschweren und sagen: „Das hab ich aber gar nicht bestellt!“?
Da sowas nicht eingetraten ist, ist das Bot-Netz offensichtlich für einen anderen Grund da: nämlich, um die Kennungen zu beschaffen, und dann nicht auffällig alle an denselben identifizierbaren Server zu schicken, sondern dezentral vorzuhalten.
Sprich, es gibt da einen auf der Hälfte der Rechner im Bundesgebiet verbreiteten Keylogger, den KEINER der Virenscanner auf dem Radar hat und der Texte mitschreibt und nach Hause verschickt. KEINER. Es gibt nur eine Art von Virus, der ich das zutraue: einen von staatlicher Stelle, für den ein paar Schlapphüte bei den großen Antivirenherstellern vorstellig geworden sind, so mit den Worten: „Schönes Unternehmen haben Sie da. Wäre doch schade, wenn Ihnen was zustieße. Hier ist die Signatur, die Sie unter gar keinen Umständen erkennen dürfen!“.
Wie ich's auch drehe und wende: Als Schuldiger kommt bei der bisherigen Großwetterlage nur einer in Frage. Und deshalb wage ich zu prophezeien, dass wir nie erfahren werden, wo es das Datenleck nun gegeben hat. Irgendeine Syrienkonferenz, das Weltklima, oder der DAX im Sinkflug werden schon dafür sorgen, dass das Thema vergessen ist, ehe unangenehme Fragen beantwortet werden müssen.
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