Donnerstag, 30. Januar 2014

Gegen die Missachtung der Frau (wirklich jetzt!)

Als Aspie und als Informatiker, mit dem Bedürfnis nach strukturiertem Denken und konsistenten Vorstellungen, stolpere ich in unserer Welt nicht zu selten über amüsante Dinge.

Da ist zum Beispiel die alternativlose öffentliche Meinung, Frauen müssten endlich den Herd und die Kindererziehung verlassen und dieselben Erwerbsbiographien haben wie die Männer. Weil, sonst würden immer nur die Männer Karriere machen.

„Na und?” möchte ich schreien. Ist Karriere machen irgendwie besser ist als die Hausfrauenarbeit und das Kindererziehen? Die einzig messbare Steigerung ist das Bruttoinlandsprodukt, weil die Tätigkeit des Menschen, wenn er arbeitet, plötzlich messbar wird.

Und da liegt auch schon der Hund begraben. Offensichtlich halten die ganzen Meinungsmacher für „Frauen weg vom Herd” die Tätigkeit der Frau im Haushalt und bei der Kindererziehung für nichtswürdig, weil es dafür keinen Arbeitsvertrag gibt.

Denn: um Kinder und Haushalt muss sich ja trotzdem gekümmert werden, auch wenn es die Hausfrau nicht mehr tut, sondern eine Erzieherin und eine Haushälterin. Deren (bezahlte) Beschäftigung mit Kindern und Haushalt ist nun plötzlich wieder ganz in Ordnung. Warum? Weil dafür Geld fließt, von dem der Staat Steuern, die Versicherungen Beiträge und die Wirtschaft Werbungskosten abzweigen kann?

Ich finde, in dieser Sichtweise liegt eine absolut beleidigende Haltung gegenüber Hausfrauen verborgen. Als sei ihre Tätigkeit nichts wert. Merkwürdigerweise gilt es als Frauenpolitik, genau das laut zu sagen. Häh?

Im übrigen ist diese Merkwürdigkeit so gewollt. Beispiel: Bei einer Scheidung sind die (schon bisher bestehenden) Unterhaltspflichten nicht aufgehoben. Sprich: Eltern müssen ihre Kinder unterhalten - und wenn die nach der Scheidung bei der Ex-Ehefrau leben, dann leistet sie ihren Unterhalt als Sachleistung, und der Ex-Ehemann seinen als Geldleistung. Das klingt gerecht (auch wenn die Geldleistungen oft weit über dem liegen, was das Kind bis zur Scheidung je gesehen hat).

Doch zwischen Ehegatten? Unterstellen wir eine Gleichheit in der Ehe, dann sind beide quitt, selbst wenn nur der Ehemann verdient hat: Er hat seine Frau finanziell unterhalten, und sie hat durch Hausarbeit Sachunterhalt geleistet. Beides sollte sich in einer gleichberechtigten Ehe ausgleichen. Bei einer Scheidung heben sich ihre Ansprüche gegenseitig auf, und gut ist's.

Aber nein. Während der mehrverdienende Ehemann in der Tat Unterhalt zahlen muss, wird der früher geleistete Sachunterhalt der Ehefrau in Form von Hausarbeit offensichtlich für Nichts geachtet, denn sein Verlust wird dem geschiedenen Ehemann nicht ausgeglichen. Mit anderen Worten: man unterstellt der Ehefrau, die nicht arbeiten geht, zwar von den Geldleistungen ihres Mannes zu profitieren, gleichzeitig aber selbst keinen messbaren Beitrag zu leisten. Und solch eine Unterstellung lässt das feministische Selbstverständnis zu? Sehr befremdlich.

Aber meine Entrüstung ist nur gespielt. Wir leben in einer aufgeklärten Zeit, und niemand kämpft mehr für ein Prinzip. It's the economy, stupid, und sonst nichts. Wie angedeutet: Wenn Frauen im Familienhaushalt arbeiten, bleibt ihre Wertschöpfung unbemessen: kein Politiker kann sich mit ihrer Leistung brüsten, kein Unternehmen aus ihr Profit schlagen. Und die armen Feminist_innen glauben, sie kämpften für ihre eigenen Rechte, und lassen sich einen Einsatz, der nur der Familie dient statt dem Staat und dem Kapital, als Nachteil verkaufen.

Sehr amüsant. Wann werden sie das mitbekommen?

Schlagwort: Verrückte Normalo-Welt

Bezug herstellen   > Mir etwas anheimstellen (0 Kommentare)