Donnerstag, 27. Mai 2010

Fail-safe

Jetzt existiert dieses Blog schon über ein Jahr und ich habe noch kaum etwas über die Themen geschrieben, von denen ich wirklich was verstehe: Informatik.

Fangen wir also mal mit einem Begriff aus aus Ingenieurskunst an (auch Informatiker sind Ingenieure!): Fail-safe.

Wörtlich übersetzt heißt das "ausfallsicher" und beschreibt einen Mechanismus, der eine vorhersehbare (und möglichst sichere) Grundstellung einnimmt, selbst wenn sonst nichts mehr funktioniert. Ich erkläre Ihnen das mal.

Stellen Sie sich vor, sie würden darauf wetten, dass Ihr Windows nie abstürzt.

Das ist natürlich riskant, und so sieht jeder ein, dass Sie aberwitzige Summen dafür kassieren, wenn Sie die Wette gewinnen. Schließlich haben Sie der viel höheren Wahrscheinlichkeit des Verlusts die Stirn geboten.

Jetzt stellen Sie sich vor, das verwettete Windows liefe einer historisch bedeutsamen, medial groß inszenierten Produkteinführungspräsentation für eben jenes Betriebssystem. William Henry III [Bill Gates] leibhaftig wird seine Milliarden auf diese Präsentation werfen, um einen Bluescreen zu verhindern.

Und wenn es trotzdem einen gibt und Sie die Wette verlieren, übernimmt Bill Gates Ihre Wettschulden und legt noch was drauf.

Das ist fail-safe.

Okay, das war vielleicht zu technisch. Versuchen wir eine andere Erklärung.

Stellen Sie sich vor, sie seien Banker und Begriffe wie "Berufsehre" oder "Gewissen" seien Ihnen fremd. Anstelle in eine reale Wertschöpfung zu investieren und den Ihnen für ihre Vorausschau und gesundes Urteilsvermögen zustehenden Teil des geschaffenen Wertes abzuschöpfen, verwenden Sie fremder Leute Geld und finanzieren damit riskante Wetten.

Sagen wir, Sie wetten darauf, dass der griechische Schuldendienst funktioniert.

Das ist natürlich riskant, und so sieht jeder ein, dass Sie aberwitzige Summen dafür kassieren, wenn Sie die Wette gewinnen. Schließlich haben Sie der viel höheren Wahrscheinlichkeit des Verlusts die Stirn geboten.

Jetzt stellen Sie sich vor, das verwettete Griechenland nehme an einer historisch bedeutsamen, medial groß inszenierten Einheitswährung teil. Die Deutschen leibhaftig, als Mitinitiator der Währung und auch sonst mit Schuldgefühlen und vorauseilendem Gehorsam gesegnet, werden ihre Milliarden auf dieses Land werfen, um einen überhaupt nicht sicheren und weitgehend folgenlosen Ansehensverlust der Einheitswährung zu verhindern.

Anstatt Sie als Zocker in die Pflicht zu nehmen, weil Sie Ihre Wette verloren haben, zahlen die Deutschen und noch ein paar Europäer Ihnen ihre Wettsumme anstandslos aus.

Das ist fail-safe. Kein Risiko eingehen und so bezahlt werden, als wäre man eins eingegangen.

Aber jetzt kommt es noch besser. Die Deutschen bezahlen Ihre Wettschulden natürlich nicht aus der Portokasse. Sie müssen sich das Geld borgen - und zwar bei Ihnen selbst! Aber Sie sind schließlich Banker und verborgen ihr Geld nicht für umme. Drei, vier Prozent müssen schon drin sein.

Das ist fail-safe. Sich bezahlen lassen, was einem nicht zusteht, und sich zusätzlich dafür bezahlen lassen, dass man es annimmt.

Es geht sogar noch besser. Sie haben nämlich auch keine Portokasse, aus der Sie den Deutschen was leihen können. Also gehen Sie zur Europäischen Zentralbank und leihen sich von der das Geld. Zinssatz: Ein Prozent (1%). Die Zinsdifferenz streichen Sie dafür ein, dass Sie weder etwas haben noch etwas tun.

Das ist schon nicht mehr fail-safe, das ist fool-proof. Sich beim Steuerzahler billig Geld leihen, es dem Steuerzahler teuer wieder verleihen, und die Leihsumme schließlich geschenkt bekommen, weil man auf den Ruin des Steuerzahlers gewettet hat - ja, das ist unbezahlbar.

Schlagwort: Verrückte Normalo-Welt

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