Montag, 26. April 2021

Die Leere hinter dem Display

Sie sitzen gerade vor einem Display. Machen Sie bitte ein Experiment. Sehen sie es sich von der Seite an. Stehen Sie dafür auf, wenn es sein muss. Das Teil ist nur wenige Millimeter tief. Und dahinter ist Leere. Was Sie auf dem Display sehen, ist Illusion.

Sehen Sie, da gab es vor kurzem eine konzertierte Aktion von Schauspielern, die ihrem Unmut über den Umgang mit der Pandemie in Deutschland Luft zu machen schienen.

Die spielen natürlich mit einer Illusion: nämlich, dass wir sie "kennen", nur weil wir sie in ein paar Filmen und Talkshows gesehen haben. Und mal ehrlich: könnten Sie es sich verkneifen, ihre Meinung zu veröffentlichen, wenn Ihnen 10 Millionen Menschen zuhören? Sie lesen gerade ein Blog, dessen Verfasser keine Ahnung hat, wer ihn liest - und dennoch veröffentlicht.

Zwischenzeitlich haben einige der Porträtierten schon widerrufen, und das mag einen Rückschluss darauf zulassen, wer sich da wirklich Gedanken macht und wer mit Stroh im Kopf nur "Adabei" sein wollte. Auch das ist eine Illusion: bekannte Menschen automatisch für klüger zu halten als unbekannte.

Illusion ist auch die Öffentlichkeit dieser Aktion. Es ist völlig müßig herauszufinden, welchen Kanal die Fünfzig für ihre Veröffentlichung gewählt haben. Sie sind alle austauschbar, und man mag diese Kommunikationsblasen gut mit einer Vernissage vergleichen können: ein belangloses Treffen einer eklektischen Gruppe überheblicher Leute, die, aus Angst davor, ihre Bedeutungslosigkeit könne aufgedeckt werden, sich in ihrer Distinguiertheit lächerlich machen. Das trifft auf die zu, die dort veröffentlichen, wie auch für die, die ihnen dort beipflichten oder widersprechen.

Sie haben wahrscheinlich davon erfahren, weil sie in einem Medium davon gelesen haben, und da lauert schon die nächste Illusion: dass nämlich der Gegenstand eines Medienberichts doch wichtig genug sein sollte, gemessen an der Zeit, die er uns stiehlt, während wir ihn konsumieren. Nun, als Blogleser wissen Sie selbst, wie wenig das Medieninteresse mit der Wirklichkeit zu tun hat, à la "Mann beißt Hund" und so. Sie können ja mal "Soko LinX Eilenburg" in eine Suchmaschine eingeben und überlegen, ob der Medienaufschrei um diesen Vorfall gerechtfertigt war.

Nun, die Pentekonta haben einiges an Widerspruch erfahren, und warum auch nicht. Meinungsfreiheit gilt für alle. Solange keine Seite der Illusion aufsitzt, eine Meinung sei die Wahrheit - sollen sie sich doch fetzen. Vielleicht springt dabei ja doch noch das eine oder andere literarische Nugget heraus.

Als Informatiker aber hätte ich schon noch eine Anmerkung. Es gab eine Zeit, in der sich Programmierer als Künstler betrachteten und ihre Programme folglich als Kunst. Kunst zu kritisieren ist nicht einfach, denn wer wäre dazu berufen? Heute sind wir zum Glück weiter. Informatiker sind Ingenieure: was wir bauen, basiert auf nachvollziehbaren Prozessen, durch die Kritik versachlicht wird. Das heißt, sie wird nicht im Versuch formuliert, den Autor abzuwerten, sondern das Produkt aufzuwerten.

Das begreift der typische Egomane allerdings nicht. Er führt sich auf wie die SED oder NSDAP, wenn der (Volks-)Genosse etwas zu verbessern vorschlug. Wollen Sie damit sagen, die Partei habe sich geirrt?!

Ich war versucht, dieses Beispiel auf den Sturm anzuwenden, den die Pentekonta verursacht haben: Sie werfen den Medien und der Regierung was vor und werden dafür in die rechte Ecke gestellt.

Aber dann habe ich mir das überlegt.

Es ist nur eine Illusion. Beide Seiten spielen nur Theater, und Sie haben für Ihren Sitzplatz als Zuschauer nicht bezahlen müssen; Sie können einfach aufstehen und gehen. Schauen Sie sich auf dem Weg nach Draußen nochmal das Display von der Seite an. Dahinter ist Leere. Es betrifft uns nicht wirklich. Beschäftigen wir uns lieber mit dem und denen, was uns und denen wir wichtig sind.

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Donnerstag, 19. März 2020

Noch 10 Prognosen
Noch 10 Prognosen
Nachtrag: Nr. 19 hinzugefügt

Hier habe ich mich ein bisschen im Vorhersagen für die Zukunft in anderthalb Jahren geübt, also September 2021.

Das ist ein bisschen weit hin. Was könnte denn im Horizont von 6 Monaten passieren?

Noch 10 Prognosen.

11. Deutschland wird die Tests auf Coronavirus bald einstellen.

Das ist sowas wie ein Corollar zur Prognose 1. Die Deutsche Politik hat die Möglichkeit für ein Aushungern des Virus verstreichen lassen. Ein Paket aus umfangreichen Tests aller Rückkehrer aus Risikogebieten und aller Kontaktpersonen Erkrankter und Zwangsquarantäne Erkrankter für die Dauer der Erkrankung und aller Getesteten für die Inkubationszeit hätte eine kleine Zahl von Personen betroffen und wäre innerhalb von 2 Monaten überstanden gewesen.

Man hat sich aber für die Durchseuchung der Bevölkerung entschieden, unter dem Begriff der "Herdenimmunität". Da damit der Tod von fast 1 Mio Älterer einhergeht, muss vermieden werden, dass diese Todesfälle mit dem Coronavirus in Verbindung gebracht werden.

Außerdem bin ich sicher, dass die Tests sehr bald für medizinisch überflüssig und ökonomisch unsinnig gehalten werden. Das Virus kann man nicht behandeln, weil daran keiner stirbt: gestorben wird an Lungenentzündungen und Blutungen, und die wird man behandeln, egal, ob das Virus dabei eine Rolle spielt oder nicht.

12. Die Maßnahmen zu Schließungen usw. werden viel schneller eingestellt werden als medizinisch nötig.

Kurzarbeitergeld und Unterstützung aller möglichen Unternehmen kostet Geld, und das kommt aus Steuern, und Steuern kommen aus Wirtschaftsleistung. Die Unternehmen werden ein paar Wochen die Stütze abkassieren, aber ehe es ihnen echt an den Kragen geht, werden sie die Rücknahme der Einschränkungen lobbyieren. Und der Staat muss mitmachen, weil er ihr Geld braucht.

Und weil die Einschränkungen zu spät kommen, immer noch halbherzig sind und daher die Pandemie nicht aufhalten werden.

13. Die Rücknahme der Einschränkungen wird von einer konzertierten Aktion begleitet sein, das Coronavirus in den Hintergrund zu drängen.

Kein Mensch wird in 2 Monaten noch Sendungen hören, Zeitungen lesen oder Internetartikel aufrufen wollen, die mit Corona zu tun haben. Das ist aber nur die eine Seite.

Die andere ist die, dass die üblichen Verdächtigen, die bis eben noch viel Aufmerksamkeit erhielten, gerade gar nicht wahrgenommen werden. Das führt geradewegs zu:

14. Die Coronakrise wird sehr bald von Derailing gekennzeichnet werden.

Die Kommunisten werden die Konzerne beschuldigen, die Nationalisten die Migranten, die Feministen das Patriarchat, die Antifa die bürgerliche Mitte, die Geschlechtsverwirrten die Heterosexuellen, die Kinder die Alten, die verhinderten Abiturienten das Onlinelernen und wahrscheinlich aus Tradition die Moslems die Juden und umgekehrt. Ich weiß noch nicht, wer sich Fridays for Future vorknöpfen wird, die gerade für nichts von dem demonstriert haben, was uns gerade helfen könnte.

Doch deren Kämpfe sind rein ideologisch und, wie die Gegenwart zeigt, haben sie nur einen Nutzen für das Ego der Proponenten, aber keinen für die Gesellschaft. Das Virus schert sich nicht um Ideologien, aber für die Ideologen ist es lebenswichtig, es für sich zu vereinnahmen, weil ihr Einkommen und Einfluss davon abhängt. Deshalb werden sie unter den Teppich kehren, dass alle die Straßenumbenennungen, dritten Geschlechter, Frauenquoten, Gendersternchen, abgesägten Ministerpräsidenten, Windparks, stillgelegten Dieselfahrzeuge usw. zwar eine Menge Geld und Aufmerksamkeit gekostet haben, aber keinem einzigen Infizierten das Leben retten kann.

15. Deutschland wird nicht mehr zum Vorkrisenstatus zurückkehren.

Eine Besonderheit Deutschlands und der Deutschen war ihre Verlässlichkeit. Doch nun sind sehr viele Gewissheiten gerade im Handstreich vernichtet worden: Die Arbeitsagentur merkt, dass persönliches Vorsprechen nicht nötig ist. Die Arbeitgeber merken, dass man von zu Hause arbeiten kann. Die Arbeitnehmer merken das auch (und das wird ihnen noch schwer auf die Füße fallen, siehe unten). Läden können geschlossen werden. Schulen auch. Krankenhäuser auch. Grenzen auch. Innerhalb weniger Tage werden sich die Bewohner dieses Landes an die Beliebigkeit gewöhnen, mit der bisher unverrückbare Notwendigkeiten fieberhaft aufgegeben werden (und das wahrscheinlich ohne große Wirkung). Wenn eine Notwendigkeit aber keine Notwendigkeit ist, wozu sollte man zu ihr zurückkehren? Beliebigkeit ist der Gegensatz von Verlässlichkeit, und sie wird gewinnen.

16. Die Arbeitswelt wird sich zum Nachteil der Arbeitnehmer verändern.

Die Arbeitgeber werden Gefallen an der Heimarbeit finden. Strom, Raum, Toiletten ... für alles kommen Heimarbeiter selbst auf. Bald wird die Unfallversicherung für Heimarbeiter aufgekündigt werden. Danach werden abhängige Beschäftigungsverhältnisse ganz in Scheinselbständigkeiten übergehen und mit ihnen die Risiken des Arbeitgebers auf die Arbeitnehmer, denn abwesenden Arbeitnehmern gegenüber fühlt sich kein Arbeitgeber verpflichtet, von dem Misstrauen wegen fehlender Kontrolle mal ganz abgesehen.

17. Die EU wird sich noch viel mehr in die Nationalstaaten einmischen als bisher.

Die Institutionen der EU erleben gerade einen völligen Bedeutungsverlust. Während die EU noch offene Grenzen verteidigte, handelten viele EU-Staaten schon und führten Kontrollen ein. Vor allem Italien, aber auch Spanien, Frankreich und Deutschland wurden von der EU mit dem Krisenmanagement völlig im Regen stehen gelassen. Nationalstaaten haben eher den Export von medizinischem Material an ihre Nachbarn verboten, als sich gegenseitig zu helfen, und die EU hat dem nichts entgegensetzen können oder wollen.

Nun sind die Grenzen zu, jeder kocht sein eigenes Süppchen und hofft, dass es bei sich nicht so schlimm wird wie beim Nachbarn. Damit ist der europäische Gedanke am Ende. Bald wird ein Streit entbrennen, welche Unternehmen und Banken von den Staaten oder der EZB gerettet werden und welche nicht.

Die EU aber ist kein Gedanke, sondern eine Institution, wo viele Leute ihr Geld verdienen und ihr Ego pinseln. Das werden sie sich nicht nehmen lassen, und sie werden um Bedeutung kämpfen, indem sie sich - zu spät und nicht in der Sache - vermehrt zu Wort melden.

18. Es wird viele Fehlinvestitionen geben.

Bürger lassen sich nicht gerne infizieren, die Läden vor der Nase schließen und nach Hause schicken. Schon gar nicht für längere Zeit. Sie werden Nachlässigkeiten und Verfehlungen auf allen politischen Ebenen monieren, und die Politik wird mit Aktionismus reagieren.

So ist vorherzusehen, dass sich "Homeoffice" als Schlagwort noch lange halten wird, und gleichzeitig wird angeprangert werden, wie schwierig das ist, wo deutschlandweit schnelle Internetverbindungen Mangelware sind. Man wird beginnen, viele Kabel zu verlegen. Aber das ist die Technologie des vergangenen Jahrzehnts - was Leuten so einfällt, die Homeoffice wörtlich nehmen und glauben, dass die Leute zu Hause vor ihren Telefondosen sitzen und arbeiten werden. Das Gebot der Stunde (und zwar einer Stunde schon vor einem Jahr) wäre, das Festnetz endlich aufzugeben und in mobiles Internet zu investieren. 5G ist unumgänglich, wenn Deutschland nicht in 10 Jahren ein Agrarstaat oder eine Wüste sein soll.

19. Die wirtschaftliche Abhängigkeit von Asien wird bestehenbleiben (Nachtrag): Europa wird versuchen, sich von der asiatischen Produktion unabhängiger zu machen. Das wird aus zwei Gründen scheitern: 1. China wird "Rassismus" schreien oder flüstern (z.B. wenn es den deutschen Maschinen- und Autobauern die Daumenschrauben anzieht), und die EU wird kuschen. 2. Die europäischen Löhne sind zu hoch, um die Wegwerfmentalität mit europäischen Produkten bedienen zu können. Es werden Exilasiaten sein, die in Europa die entsprechende Produktion aufbauen, dafür Fördergelder kassieren, ihre Landsleute ausbeuten, und sie werden im erneuten Krisenfall ihre Ware wieder nach Asien schicken, anstatt sie in Europa zu verkaufen.

20.

Ich komme gerade nicht dazu, noch mehr zu schreiben. Wenn ich noch warte, erfüllen sich vielleicht schon ein paar Prognosen, ehe ich sie gestellt habe, das wäre schade ;-) Aber vielleicht haben meine Leser ja einige prägnante Vorschläge.

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Montag, 16. März 2020

10 Prognosen
Nachtrag

Wir haben es verkackt.

Als in China das Corona-Virus ausbrach, haben wir hämisch gegrinst. Hähä, die Fledermausfresser.

Als in China das Corona-Virus eingedämmt wurde, haben wir hämisch gegrinst. Hähä, der Diktator sperrt sein Volk ein.

Nun ist das Virus da, eingeschleppt - weil wir tun, als seien wir Weltbürger, aber keine sind.

Weltbürger hielten nämlich auch die Chinesen für ihresgleichen. Sie hielten nicht nur die Chinesen für anfällig für das Virus, sondern sich selbst auch. Und sie hielten die Chinesen nicht für undemokratisch, weil sie das Virus bekämpfen.

Von Sonntag, 15. auf Montag, 16. März sind in Deutschland 1000 Infektionsfälle hinzugekommen. Das sind die erkannten Fälle, nach bis zu zwei Wochen Inkubationszeit.

Das heißt, die 5000 Erkrankten hatten wir vor 1 bis 2 Wochen.

Heute hätten wir dann schon zwischen 23.000 und 110.000 Infizierte, die dann zwischen dem 23. und 30. März positiv getestet würden (, wenn denn getestet würde).
Nachtrag: Am 23. März wurden über 29.000 Infizierte gezählt; am 30. März über 66.000. Ende.

Das wären dann schon mehr, als China überhaupt Infizierte hatte. Denn China glaubt daran, dass man die Ausbreitung eines Virus verhindern kann.

Und der Erfolg gibt China recht

Das Robert-Koch-Institut glaubt (bis heute) nicht daran - warum auch immer. Wahrscheinlich gibt es dort auch keine Weltbürger und man hält sich für etwas Besseres als die Chinesen.

Für Deutschland haben sich die lautesten Politiker und Wissenschaftler also eine "Durchseuchung" von 40-70% der Bevölkerung zum Ziel gesetzt.

Nun hat Deutschland eine andere Alterspyramide als China. In Deutschland sind 19% der Bevölkerung älter als 66 Jahre, in China sind 11% älter als 64 Jahre.

Die Sterblichkeitsrate am Coronavirus bei 60-70-Jährigen ist 3,6%, bei 70-79-Jährigen 8%, bei über 80-Jährigen 14,8%

Deutschland hat derzeit 5,6 Mio Menschen ab 80 - 7,5 Mio von 70 bis 79 - 10,5 Mio von 60 bis 69. Stecken sich davon 40% an, sterben demnächst über 940.000 Personen ab 60 Jahren am Coronavirus.

Fast eine Million.

Nachtrag: Das Statistische Bundesamt hat eine Analyse der Sterbefälle vorgelegt. Vergleicht man die 3 Wochen ab 23.3. mit der Zeit bis zum Jahresanfang, lag die Übersterblichkeit bei den ab 60jährigen bei 3,33% oder 83 Personen pro Tag (1.700 in 3 Wochen). Diese Zahl ist zu niedrig angesetzt, da die Sterbefälle in dieser Zeit noch zurückgehen sollten. Ende.

Ich wage 10 Prognosen:

1. Deutschland wird solche Zahlen nicht veröffentlichen.

2. Die Bevölkerung wird noch stärker schrumpfen als zuvor, was interessierte Gruppen als Grund nehmen werden, die Immigration zu forcieren.

3. Rentenkassen, Pensionskassen und Krankenkassen wird es wirtschaftlich besser gehen.

4. Lebensversicherungen geht es wirtschaftlich an den Kragen, da die Sterbetafeln nicht mehr stimmen.

5. Das Aufkommen der Erbschaftsteuer wird steigen.

6. Viele Unternehmen, besonders die kleineren, werden in die Insolvenz gehen, während ihre größeren Konkurrenten überleben oder mit Steuergeldern gerettet werden.

7. Dasselbe auf internationaler Ebene: Während Deutschland noch seine Bevölkerung durchseucht, läuft in Asien die Produktion wieder an. Innerhalb von 1 bis 2 Jahren wird Asien die Europäer aus dem Weltmarkt für hochwertige Produkte und Dienstleistungen verdrängt haben.

8. Durch die nationale und internationale Monopolisierung werden die Preise in Deutschland bis zu 50% steigen, während die Löhne stagnieren oder fallen und die Arbeitslosigkeit steigt (bis auf 20%).

9. Die Deutschen werden es nicht fertig bringen, die Verbindung zwischen diesem Drama und dem Handeln ihrer Regierung herzustellen, was man an den Wahlen ablesen können wird.

10. Die Presse wird dauernd verkünden, warum hier alles richtig gelaufen ist.

Erinnert mich bitte am 16.9.2021 mal jemand daran, diese Prognosen einer Überprüfung zu unterziehen.

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Montag, 10. Februar 2020

Opposition und der Osten

Der Westen Deutschlands hat zwei entscheidende Nachteile, was die Feinfühligkeit für politische Schieflagen angeht:

Es gab im Westen keine sozialistische Diktatur.

Natürlich hatte der Westen Angst vor den Kommunisten, schließlich stand die Sowjetunion 40 Jahre lang Gewehr bei Fuß vor der Ostgrenze der BRD, und die RAF rüttelte gehörig an den schon gefestigt geglaubten Grundlagen der westdeutschen Republik.

Trotzdem blieb es im Westen immer bei der Angst. Zur Erfahrung kam es nicht.

Welche irrationalen Auswirkungen das hat, sieht man bis heute an der Außenpolitik mit Russland, welches mit der Sowjetunion soviel gemein hat wie die Sowjetunion mit dem russischen Kaiserreich.

Angst lähmt: lähmt die wirtschaftliche und politische Handlungsbereitschaft, und beides kann man in den letzten 7 Jahren am lebenden Beispiel betrachten. Doch ich schweife ab.

Der letzte Bruch der Bevölkerung mit seinem politischen System liegt zu lang zurück.

Wobei ich mir nicht mal sicher bin, ob 75 Jahre da überhaupt ausreichen. Es werden wohl eher 87 Jahre sein.

Den Ossis dagegen sitzt einerseits der Sozialismus noch in den Knochen: sie wissen, was sie durch den Wechsel von Diktatur zur Demokratie gewonnen haben.

Sie wissen andererseits auch, dass es bei Übergängen auch Verluste gibt und auch die Demokratie nicht kostenlos zu haben ist.

Als Reaktion auf die vermurkste Ablösung der nationalsozialistischen Diktatur mit ihrem Ein-Parteien-System durch die realsozialistische Diktatur mit ihrem Einheitsfrontsystem haben sich die Thüringer 1993 eine Verfassung gegeben, die eine Wiederholung der Misstände der letzten 60 Jahre verhindern sollte.

So steht im Art. 59 Abs. 1: "Parlamentarische Opposition ist ein grundlegender Bestandteil der parlamentarischen Demokratie."

Nach mehr als 40 Jahren Sozialistischer Einheitspartei sollte nie wieder eine (sozialistische) Partei allein das Parlament beherrschen.

Denn auch der beste Politikentwurf überaltert und wird faul, wenn er nicht ständig von einem Kontrahenten zur Rechtfertigung gezwungen wird.

Frage: Welche Kontrahenten stellten sich die Thüringer nach 40 Jahren SED eigentlich vor? Sozialdemokraten? Konservative? Nationalisten?

Die Verfassung schweigt dazu weise, weil es nämlich völlig egal ist, welcher Strömung die Regierung und welcher die Opposition angehört. Die starke Stellung der Opposition würde nicht zu jedem Zeitpunkt, aber über die Zeitdauer gesehen im Mittel immer einen Ausgleich ermöglichen oder gar zu ihm beitragen.

Insbesondere wäre völlig klar, dass eine linke Regierung einer starken Mitte-rechts Opposition bedarf, eine Regierung der Mitte einer starken Opposition von den politischen Rändern, und eine rechte Regierung natürlich einer starken Mitte-links-Opposition.

Jeder kann sich jetzt selbst ausrechnen, was es bedeutet, wenn eine politische Strömung die Opposition oder Teile davon als überflüssig, gar gefährlich bezeichnet:

Bei Regierungsparteien bedeutet das die Abgehobenheit, eigene politischen Ansichten als einzig vertretbar anzusehen, dadurch lernunwillig und handlungsunfähig zu werden, während sich der Ewigkeitsanspruch auf die eigene Ermächtigung zu politscher Korruption führt.

Oder anders ausgedrückt, "Opposition ist falsch und daher nicht nur überflüssig, sondern gefährlich, weil ja wir schon alles richtig machen."

Bei Oppositionsparteien bedeutet das die Selbstlähmung wegen Verweigerung der Zusammenarbeit mit anderen Oppositionsparteien aus sogenannt "grundsätzlichen" Überlegungen, die regelmäßig nicht nur der Lösung von Sachfragen im Weg stehen (wozu Politik ja eigentlich da ist), sondern auch die Kontrolle der Regierung erschwert.

Oder anders ausgedrückt, "Wenn wir schon nicht regieren können, dann müssen wir wenigstens die anderen hindern, politischen Einfluss zu nehmen".

Es fällt nun überhaupt nicht schwer, das Gebaren verschiedener Politiker unter die oberen beiden Strömungen zu subsumieren.

Die beide ausdrücklich verfassungswidrig sind.

Nun folgt ein Lieblingssatz von mir:

"Wer anfängt zu lügen, wird nie mehr damit fertig".

So muss die Vorsitzende der Linken in Thüringen, die eben noch die formal einwandfreie Wahl des Thüringer Ministerpräsidenten aus der FDP mit (auch) den Stimmen der AfD als Skandal bezeichnet hat, verlautbaren, bei einer Wahl des Ministerpräsidenten aus ihrer eigenen Partei mit (auch) den Stimmen der AfD müssten diese Stimmen einfach egal sein. Wann sind sie es nun, wann nicht?

Oder so muss der Ostbeauftragte (ä-hem) wegen eines formalen Glückwunschs an einen demokratisch gewählten Ministerpräsidenten eines ostdeutschen Bundeslands (ä-hem) zurücktreten. Der Bundesaußenminister (immerhin), der aber völlig unnötigerweise eine wiederholte Glückwunschnote zum Jahrestag der islamischen Revolution (immerhin) im Iran formuliert und dann seinen Laden sowenig im Griff hat, dass er sie nicht mal mehr abfangen kann, als sich das politische Windchen dreht (als ob es das besser machte) - nicht.

Die Wessis mögen solche Spielchen lange genug mitgemacht haben, um davon die Demokratie nicht untergehen zu sehen.

Die Ossis dagegen haben ihr System, das Alternativen nicht zuließ, das ständig beim Heucheln erwischt wurde und das für alles mindestens zwei Maßstäbe hatte, gerade nach viel Hin und Her und unter Opfern wie Gewinnen abgeschüttelt.

Sie wollen das nicht nochmal.

Sie haben der Thüringer Regierung (egal, wer es werden würde) eine starke Opposition gewählt, damit das nicht noch mal passiert.

Was so ein Ossi wohl fühlt, wenn er liest, dass ein (anderer) Ministerpräsident nur kandidieren würde, wenn vorher klar wäre, dass ihn die Mehrheit wählt?

Es fühlt sich an, als ob die letzten 30 Jahre völlig für die Katze gewesen sind.

Als ob die Alternative, die zum Sozialismus zur Verfügung stand, sich als auch nicht besser als der Sozialismus erweist.

Ich mag an dieser Stelle nicht weiterdenken. Ich muss auch nicht. Aber andere sollten das sehr wohl tun.

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Dienstag, 2. Juli 2019

Cari italiani
Non ho niente a che fare con le donne che infrangono le vostre leggi.

Non ho niente a che fare con gli uomini che proteggono i trasgressori della legge.
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Freitag, 29. Juni 2018

Hat Deutschland eine Leitkultur?

Viel Polemik um das Wort "Leitkultur" mag dem Grundwort "Kultur" geschuldet sein, wobei der eine an langweilige Konzerte und der andere an Petrischalen denkt. Lassen wir das außen vor.

Um sich an den Begriff hinter dem Unwort heranzutasten, betrachten wir zunächst die Idee eines gesamtgesellschaftlichen Konsenses. Eine Übereinkunft, die auch gesetzlich gefasst sein kann, aber nicht muss.

Beispiel: Es sei Konsens, dass Vergewaltigung falsch ist. Wenn den alle unterstützen, ist es unbeachtlich, ob es einen Vergewaltigungsparagraphen im Strafrecht gibt. Es findet keine Vergewaltigung statt: nicht weil sie unbekannt ist, sondern weil sie verpönt ist.

Wenn ein neu zugestoßenes Individuum den Konsens nicht mitträgt oder jemand diesen Konsens aufkündigt, muss der Rest der Gruppe entscheiden, ob er den Konsens aufrechterhalten will. Wenn ja, wird gegen das Individuum vorgegangen, um den Konsens wiederherzustellen: entweder durch Ausschluss des Individuums aus der Gruppe (Haft, Todesstrafe), oder durch Erziehung durch Bestrafung des Delinquenten (z.B. Geldstrafe), der daraufhin dem Konsens unterordnet.

Freilich existiert eine Menge von Gruppen nur per Zwang, nicht wegen eines geteilten Konsenses: das Staatsvolk innerhalb der Staatsgrenzen, die Straßenverkehrsteilnehmer, eine Schulklasse, selbst Familien sind Zwangsgruppen. Das erschwert einen Ausschluss aus der Gruppe und die Erziehung von Individuen bedarf einer gewissen Durchsetzungskraft.

In einer Zwangsgruppe ist es also der Durchsetzungsfähige (z.B. die demokratische Mehrheit, die an Gesetze gebundene Regierung, ein Diktator), welcher den nur von ihm sicher getragenen Konsens zum Zwang erklärt. Der Rest der Gruppe bildet eine Parallelgruppe.

Die Konsensgruppe muss sich nun entscheiden, ob der gemeinsame Wert auch der Parallelgruppe aufgezwungen wird, oder ob er nur für die Konsensgruppe und für die Situationen gilt, in denen Konsens- und Parallelgruppe aufeinandertreffen.

Einer Gruppe kann natürlich kein Wert aufgezwungen werden, den sie per Definition nicht teilt. Es bleibt nur, sie ihn ihrem Handeln einzuschränken, damit sie den Konsens gar nicht brechen können, oder lückenlos zu überwachen, um das Individuum am Bruch zu hindern oder nachher bestrafen zu können. Positionieren sich Gruppenmitglieder nicht klar für oder gegen den Konsens, müssen sie ebenfalls eingeschränkt oder überwacht werden.

Dies ist das erste wichtige Ergebnis: Heterogenität in Zwangsgruppen führt zu Unfreiheit, Einschränkungen und Überwachung.

Darunter leidet auch die Konsensgruppe, denn da Einschränkung und Überwachung in ihrem Interesse sind, trägt sie auch den Großteil der entstehenden Kosten, obwohl die nur aufgrund der bloßen Existenz der sich dem Konsens widersetzenden Teilgruppe entstehen.

Die Konsensgruppe wird auch an den Berührungspunkten mit der Parallelgruppe schlechtergestellt. Beschränkungen und Überwachung müssen an den Berührungspunkten für beide Gruppen gelten. Es ist aber unmöglich, jedes Detail des Aufeinandertreffens zu regeln und kontrollieren. Daher kann zwar die Parallelgruppe vorhersehen, wie die Konsensgruppe sich in ungeregelten Situationen verhalten wird - für die Konsensgruppe bleibt das Verhalten von Individuen der Parallelgruppe dagegen unvorhersehbar, was bei ihr zu Verunsicherung führt.

Das ist das zweite wichtige Ergebnis: die Konsensgruppe wird stärker verunsichert, erleidet unnötige Einschränkungen und trägt den größeren Teil der Kosten aus der Anwesenheit der Parallelgruppe.

Und hier ein Korollar aus den ersten beiden Ergebnissen: Heterogenität in Zwangsgruppen erschwert demokratische Prozesse. In je weniger Fragen ein Grundkonsens innerhalb der Bevölkerung herrscht, desto mehr Gesetze und Kontrollen müssen erlassen werden, die einerseits für alle mehr Einschränkungen bedeuten, aufgrund schwieriger Mehrheitsbildung aber zwangsläufig Kompromisse enthalten, wodurch die Konsensgruppe nur einen geringen Sicherheitsvorteil hat. Heterogene Zwangsgruppen existieren daher erfolgreich nur als Diktatur (oder verwandeln sich in eine). Das Musterbeispiel dafür ist das heutige Russland, welches ganz offiziell ein Vielvölkerstaat ist. Die Möglichkeiten zur Konsensfindung sind dort so gering, dass das Land erst nach dem faktischen Umbau von einer Demokratie genannten Anarchie in eine Demokratie genannte Diktatur wieder innere Sicherheit und Stabilität fand.

Kommen wir nun zum Bestimmungswort "Leit-".

Ich sehe eine Leitkultur dann gegeben, wenn die Mehrheit eine Wertegemeinschaft ist: also die Mehrheit der Teilnehmer in der überwältigenden Mehrheit der Fragen, die das Zusammenleben betreffen, einen Konsens unterstützen.

Ich halte das für Deutschland bis vor kurzem für gegeben. Nehmen wir stellvertretend die Konsense, dass man eher nicht lügt und dass man unbeherrschte Emotionen vermeidet. Wir können uns ein ausgedehntes Sozialsystem leisten, weil die meisten nicht mit mehreren ausgedachten Identitäten dieselben Leistungen mehrfach abrufen. Wir wollen keine Geschwindigkeitsbegrenzung auf den Autobahnen und brauchen keine, weil wir uns dort nicht gegenseitig "erziehen", nicht mit Schrottlauben fahren und nicht rechts überholen.

Das war nicht immer Konsens, weshalb ich zur wichtigsten Einschränkung der "Leit"-funktion kommen muss: sie ist nicht stabil. Der Landfriede hat die Selbstjustiz in Deutschland erst nach vielen Anläufen, dafür recht nachhaltig ausgemerzt. Judenverachtung war in Deutschland jahrhundertelang bis in die Vierziger des vorigen Jahrhunders en vogue, und von 1871 bis 1918 konnten die Deutschen vor Kriegsbegeisterung kaum laufen, was sich im Eindruck des Dritten Reichs und seines Endes grundlegend geändert hat (und sich gerade wieder ändert, wie vermehrt auftauchende militärlüsterne Leitartikel in dem deutschen Medien beweisen). Das ist schon eine Art Meta-Konsens, einen Konsens aufzugeben, wenn man merkt, dass er nicht mehr tragbar ist.

Das ist das dritte wichtige Ergebnis: Eine Leitkultur ist um so deutlicher sichtbar, je häufiger die Mehrheit der Zwangsgruppe zu einem Konsens kommt.

Mit diesem theoretischen Unterbau fällt es nicht schwer, ein wenig in Deutschlands Zukunft zu schauen. Die Annahme ist, dass immer mehr Personen nach Deutschland strömen, und sie in einer Menge Fragen den Konsens unter der autochthonen Bevölkerung nicht mittragen. Es bleiben drei große Szenarien:

Die Gruppen trennen sich dauerhaft voneinander und bilden homogene Untergruppen, die häufiger zum Konsens finden. So erfolgreich geschehen mit Britisch-Indien, Jugoslawien, der Tschechoslovakei und der UdSSR.

Deutschland hat jedeoch weder geografisch noch weltanschaulich ausreichend klare Gruppengrenzen vorzuweisen, als dass eine Teilung zu erwarten wäre. Möglich ist die Entstehung von Keimzellen, also Gemeinden und Kreisen, in denen sich die Parallelgruppen (extrem rechte, extrem linke, extrem religiöse) zu einer eigenen Zwangsgruppe mit abweichender Leitkultur zusammentum. Berlin und das Ruhrgebiet sind da mögliche Kandidaten.

Man versucht vorrangig die Parallelgruppe unter Kosten, Einschränkungen und Verunsicherung leiden zu lassen.

Sowas lässt sich mit Demokratie und Gleichberechtigung schlecht vereinbaren und ist der Ansatz der Diktaturen. Es gehört auch eine gehörige Portion Selbstbewusstsein dazu, dich ich Deutschland derzeit nicht zutraue.

Die Konsensgruppe gibt einen Konsens nach dem anderen auf, weil ihre Vorteile die Kosten und Einschränkungen für ihre Durchsetzung nicht mehr aufwiegen. In anderen Worten: die Leitkultur entschwindet. Alternativ kann der Konsens von selbst entfallen, wenn die Parallelgruppe so stark wird, dass er nicht mehr durchgesetzt werden kann.

Das muss man nicht bedauern; die allermeisten Länder sind Nicht-Deutschland und existieren dennoch; es gibt keine historische Notwendigkeit für die Existenz der heutigen deutschen Wertegemeinschaft, die ich im übrigen auch schon für die dritte (nach der Nachkriegsgemeinschaft und der 68-er Gemeinschaft) halte. Ich halte diese Zukunft für die wahrscheinlichste für Deutschland, denn sie verlangt von den Individuen am wenigsten Anstrengung und Überzeugung, und sie entfaltet sich bereits vor unseren Augen.

Der Unterschied ist nur, dass die bisherigen Veränderungen (unbeschadet äußerlicher Anlässe) von innen heraus stattfanden und damit immer auch eine Rückbesinnung auf frühere Werte zuließen. Das ist bei einem Ersatz durch außen nicht zu erwarten.

Schlagwort: Grundlegendes

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