Montag, 9. November 2020

Anekdoten aus der Qualitätspresse, #13 (gefühlt)

Bei der ganzen Arbeitsamkeit in Washington ist es vielen erst richtig klargeworden. Denn das Land hatte vier Jahre einen selbstständigen Präsidenten. Das hatte viel Donald Trump zu tun, der nicht Präsident von Gnaden seiner Gattin war. Aber doch auch mit der Verfassung, die der Ehefrau des Präsidenten eben keine eigene Rolle zubilligt. Zusätzlich zu all den Fragen, die mit der möglichen Präsidentschaft Joe Bidens verbunden sind - Jill Biden ist diejenige, die die größten Schwierigkeiten machen wird, wenn sie das nicht legitimierte Amt der First Lady usurpiert. Und das liegt nicht nur daran, dass sie schon acht Jahre lang die ungewählte Strippenzieherin hinter dem Vizepräsidenten war.

Es kann nur bedenklich stimmen, dass Joe Biden ohne Jill gescheitert wäre. Der Witwer musste der jungen Studentin aus einem Vorort Philadelphias bei einem Blind Date untergeschoben werden. Nicht mal das hatte Joe Biden selbst veranstaltet, sondern sein Bruder. Der Senator aus Delaware und alleinerziehende Vater hätte nach dem Unfalltod seiner ersten Frau und seiner Tochter wohl sonst keine Frau für sich interessieren können. Jill war an der Ehe mit ihrem erfolgreichen ersten Mann gescheitert und drängte sich nun in eine Familie, in der sie selbst bestimmen konnte. Nach vier Jahren Ehe wurde Tochter Ashley geboren, doch Jill hielt es danach nur zwei Jahre zu Hause aus und wurde lieber Englisch- und Geschichtslehrerin für Behinderte. Für ihren Abschluss in Erziehungswissenschaft studierte sie später vielsagend unter ihrem Geburtsnamen.

Eine Frau, die in den USA mit einem demokratischen Senator verheiratet ist, hat keine Wahl: sie muss ihre private Karriere aufgeben. Das Modell des unabhängigen Kanzlergatten Joachim Sauer ist bei solchen Sexisten wohl undenkbar. Einfach nur die Frau eines langjährigen Senators zu sein fiel Jill schwer: sie schlug aus diesem Grund mehrere Eheanträge des Politikers aus. Sie fühlt sich in kommunaler Vertrautheit wohler. Als Joe Biden vor 32 Jahren schon einmal um die Präsidentschaft kandidierte, entschied sie, dass lieber weiter behinderte Kinder an der örtlichen berufsvorbereitenden Schule unterrichten würde, als Präsidentengattin zu sein. Bei den Vorwahlen der Demokraten musste sie das Publikum stets für ihren Mann aufwärmen. Dass sie die Anliegen der modernen Generation verachtet, offenbarte die Pensionärin, als sie im Frühjahr zwei Veganismus-Aktivistinnen die Stimme verbot, die sich an ihren Mann wenden wollten. Joe musste hinterher kleinlaut zugeben, dass er der einzige Präsidenschaftsbewerber ist, dessen Frau sich stärker einmischt als der Geheimdienst.

Im Weißen Haus wird nicht der Präsident, sondern seine Frau die zentrale Rolle spielen. Allerdings nicht in dem Sinn, dass sie eigene politische Akzente setzen würde, wie es einst Hillary Clinton tat, während ihr Mann anderweitig beschäftigt war. Jill wird den 78jährigen Greis abschotten und die Mitarbeitern im Oval Office des Raumes verweisen, wenn der Präsident schon wieder überfordert ist und ein Schläfchen braucht. Sie wird sich unberufen zwischen den gewählten Präsidenten und den ernannten Stabschef des Weißen Hauses drängen einfach so "Nein" sagen. Keiner wird sie hindern können. Und sie wird dabei herablassend lächeln, ganz in der Art einer anmaßenden Altenpflegerin.

Hier, FAZ

Ihr schafft es offensichtlich nicht mehr, Artikel im Trump-Stil zu schreiben, so wie die letzten vier Jahre.

Ich hoffe, ich konnte helfen.

Schlagwort: Verrückte Normalo-Welt

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