Montag, 26. Oktober 2015

Lasst Hate Speech leben

Lieber Leser, hüte dich vor Fremdsprachen, wenn du dein Leben beschreiben willst. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit maskiert eine fremdsprachliche Bezeichnung 1) ein albernes Konzept oder 2) übereilt angenommene Anschauungen. Ein sicherer Weg, sich alberner und unbedachter Reaktionen auf neu durchs Dorf getreibene Säue zu entziehen, wenn sie nicht mal auf deutsch grunzen, ist die Übersetzung ins Deutsche.

Schon der Mangel an einer deutschen Übersetzung zeigt, dass diese Bezeichnung aus einem anderen Kulturraum zu uns rüberschwappt, und es ist angezeigt, sich zu überlegen, ob das dahinter vermutete Konzept in unserem eigenen Raum nicht genauso abwesend ist wie seine deutsche Bezeichnung. „Hassrede“ also. Jemand bringt durch seine Worte Hass zum Ausdruck, also ein „starkes Gefühl der Ablehnung oder Feindschaft“. Und die Frage ist: darf der das?

das ist nicht die Frage. Genau wie die Prohibition nicht den Alkoholgenuss ausgerottet hat, wird ein Verbot, seinen Hass zu artikulieren, nicht zum Ende des Hasses führen. Eher im Gegenteil.

Ein Verbot von Hassrede hätte einen ungeheuren gesellschaftlichen Verlust zur Folge. Hassrede ist ein wunderbarer Hinweis dafür, mit wem ich etwas zu tun haben sollte und mit wem nicht.

Wer Hassrede äußert, ist kein besserer Zeitgenosse, als der willfährige Empfänger, der sich von ihr beeinflussen lässt.

Wie so oft erleichtert ein Blick ins Gesetz die Rechtsfindung in die Bibel das Verständnis der abendländischen Kultur.

„Lasst kein hässliches Wort über eure Lippen kommen, sondern habt da, wo es nötig ist, ein gutes Wort, das weiterhilft und allen wohl tut.“(Epheser 4,29)

„... über eure Lippen.“ Ein Abendländer verbietet nicht anderen den Mund, sondern sich selbst, wenn er bemerkt, dass er durch seine Ausdrucksweise für andere unangenehm wird. In Folge wird seine Gesellschaft von denen gesucht werden, die angenehme Menschen schätzen und auch selbst solche sein wollen.

„Lass dich nicht auf das leere Geschwätz gewisser Leute ein, die alles Heilige in den Schmutz ziehen.“(2. Timotheus 2,16) Ein Abendländer lässt sich von Hassrede nicht beeinflussen, denn er erkennt deren Motivation und ist gefestigt genug, um nicht auf ihre Scheinargumente hineinzufallen. In Folge kann Hassrede keine zerstörerische Wirkung entfalten.

In Wirklichkeit wird die Forderung, Hassrede zu verbieten, also von Menschen formuliert, die 1. nicht emotional gefestigt genug sind, um offensichtlichen Unsinn mit einem Schulterzucken abzutun und 2. nicht in der Lage sind, sich unangehmen Menschen zu entziehen. Nein, von diesen möchte ich mir nicht die Gesellschaftsordnung diktieren lassen. Wer Angst vor Hate Speech verbreitet, ist schon auf ihr Niveau hinabgesunken.

Schlagwort: Verrückte Normalo-Welt

Mir etwas anheimstellen

 
Schöne logische Diskussion. Ich finde auch den Bezug zur Bibel gelungen. Gäbe es doch mehr solcher sachlichen Beiträge heutzutage.

... link  

 
Danke.
Mein völlig unrealistischer Traum ist ja, dass wir auch in den öffentlichen Diskussionen erst die Werte reflektieren, für die wir eigentlich stehen wollen, und dann auch so auftreten... nicht nur in Blogs.

... link  


... comment