Montag, 20. Juni 2011

Nutzen Sie die Abwesenheit der Inquisition

Ich wohne ja im Bundesland der Autoerfinder. Das ist natürlich Zufall, und ich habe den Tüftlern von damals keinerlei Beitrag geleistet. Umsomehr erstaunt mich nun die Frechheit gewisser heutiger Interessensvertreter und die Naivität derer, die ihre Argumente ernstnehmen und weitertragen.

Ich überlege mir gerade, wie vor 125 Jahren jemand argumentiert hätte: „Es ist falsch, an der Entwicklung des Automobils zu arbeiten, denn

  1. Es gibt keine asphaltierten Straßen und Autobahnen: wo soll das Auto also fahren?
  2. Das Auto macht den Transport teurer, weil Benzin teurer ist als Hafer
  3. Zuchtpferde sind auf absehbare Zeit schneller als Autos, lasst uns lieber die Pferdezucht intensivieren
  4. Ein deutscher Sonderweg ist sinnlos; die Franzosen erfinden ja auch grad kein Auto

Lächerlich, oder? Deswegen finde ich es auch heute so frech zu behaupten – und so naiv zu glauben – dass der Umstieg auf erneuerbare Energien soooo unmöglich sei, weil es keine entsprechenden Stromleitungen gebe, erneuerbare Energien teurer seien, man als Ingenieurland lieber die Atomkraft perfektionieren sollte und ein nationaler Ausstieg eh sinnlos sei.

Dann baut halt die Leitungen; die bisherige Vernachlässigung der Infrastruktur kann man wohl nicht den erneuerbaren Energien anlasten. Im Gegenteil wird durch die Ansiedlung der Energiewirtschaft im Norden und den Transfer in den industrialisierteren Süden endlich ein Beitrag zum Ausgleich des Nord-Süd-Gefälles geleistet.

Auch kann ich mich nicht erinnern, dass die Konzerne die Preissteierungen, die bisher nicht minder zu verzeichnen waren, an die große Glocke gehängt oder ihrem Erzeugungsmodus zugeschrieben hätten.

Noch viel verwerflicher finde ich als Forscher die Aufforderung, lieber an den unberechenbaren Folgen einer homoziden Technologie herumzutüfteln, als an wegweisenden Innovationen zu arbeiten, die auch für Entwicklungsländer keine unüberwindbare technologische Hürde mehr darstellen und dazu auch kein Missbrauchspotential mehr haben.

Und zu guter letzt sagt einem schon ein mathematisches Grundverständnis, das jede eliminierte Gefahrenquelle ein Sicherheitsgewinn ist, ganz abgesehen von den positiven psychologischen Begleiterscheinungen.

Ich bitte Sie, wir leben nicht mehr im Mittelalter, und die Inquisition ist lange her. Es bedarf keines Bruno oder Galilei mehr, um nüchterne Wahrheiten gegen interessengetriebene Scheinargumente aufzustellen. Tun Sie es also!

Schlagwort: Verrückte Normalo-Welt

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