Freitag, 4. September 2009

Die Judenfrage - eine Christenfrage

Letztens war ich wo zu Besuch und das Thema kam auf die Juden. Warum im Dritten Reich gerade sie ausgerottet werden sollten, während die anderen nicht minder Untermenschen nur unterjocht und ausgebeutet wurden. Ich bin Informatiker, keine Geschichtswissenschaftler. Was soll ich also dazu sagen?

Die Christenfrage

Dumm war nur, dass ich das Thema praktisch selbst auf den Tisch gebracht hatte. Ich bin ja ein Verfechter davon, immer mehr zu wissen und zu prüfen, und eigentlich stand bei dem Besuch die Christenheit auf dem Plan. Ich meine, wenn die deutschen Christen im Dritten Reich ihren Glauben wirklich gekannt und vertreten hätten, dann hätte es keinen Krieg gegeben. Oder wer könnte mit den Worten seines Heiland im Ohr - "Steck das Schwert weg", "Liebt eure Feinde" und "Sie sind kein Teil der Welt, sonst hätten sie für mich gekämpft" - sein Gewehr auf einen Mitjünger einer anderen Nation richten?

Undenkbar. Schlussfolgerung?

  • Das waren alles keine Christen im Wortsinn und/oder
  • bringt den Christen endlich ihr Christentum bei!

Und dann kam die Frage mit den Juden. Daran hatte ich gar nicht gedacht. Klar, Christen hatten ihr Gewehr auf Christen gerichtet, aber die hatten ja ebenfalls den Finger am Abzug. Die Juden waren dagegen eine Zielscheibe ohne erkennbare Gegenwehr. Welches Verbrechen macht die Christen nun eher zu Unchristen? Einen wehrhaften Mitgläubigen zu töten, oder einen wehrlosen Andersgläubigen?

Die eigentliche Tragik ist, dass die Menschen damals auf beides ziemlich gut vorbereitet waren. Kugeln gegen Christen gab es im Dreißigjährigen, Hundertjährigen, Deutsch-Französischen und Ersten Weltkrieg genügend, um sich das anzugewöhnen.

Und dem Gas gegen die Juden ging eine jahrhundertealte Abneigung und latente Aggression voraus, in welcher sich ganz Europa seltsam einig war. Und die großen Kirchen und kleinen Religionen auch. Die Besonderheiten der Juden machten es leicht, Neid und Misstrauen bei Menschen aller gesellschaftlichen Schichten zu schüren, wann immer - und wem immer - das politisch, religiös, ökonomisch oder sonstwie opportun erschien.

Besonders leicht geht sowas in einem gesellschaftlichen Umfeld, in dem öffentliches Lügen und Behaupten der aberwitzigsten Unwahrheiten ohne Widerspruch geduldet werden. Oder wo eifriges Nachplappern zur politischen Korrektheit und plappernde Miteiferer zu korrekten Politikern mutieren.

... und wie man alle mitschuldig macht.

Das Dritte Reich war so ein Umfeld. Slawen sind Untermenschen? Na klar. Jesus ein Jude? Nein, eher nordisch. Untermenschen durch Schädelmessung erkennbar? Von der Wissenschaft bestätigt. Waffensegnen durch christliche Würdenträger? Unsere Pflicht kraft göttlicher Vorsehung. Juden dürfen keinen Beruf mehr ausüben, kein Instrument besitzen und nicht in der Öffentlichkeit erscheinen? Dient doch der Volksgesundheit. Wollt ihr den totalen Krieg? Ja. Ja! Ja!!!

So hat sich die Mehrheit aus Angst, vorauseilendem Gehorsam, Nationalismus und - ja! mangelhaftem Christsein! - ihren gesunden Menschenverstand von einer Handvoll Leuten mit persönlichen Animositäten und Neidereien derart vergewaltigen lassen, dass man keine rationale Erklärung dafür findet. Weder heute noch am 10. Mai 1945. Es hätte auch andere treffen können als die Juden. Hat es auch.

Mir macht Angst, dass das heutige Umfeld immer noch Halbwahrheiten zugunsten der öffentlichen Korrektheit fördert. Und dass die Deutschen so weit vom Verständnis ihres Christentums entfernt sind wie nie. Es ist reiner Zufall, dass noch kein Psychopath erschienen ist, der sich die Situation zunutze macht, um sein eigenes Ego zu befriedigen. Und der Zufall wird entscheiden, wer die nächste Opfergruppe sein wird.

Schlagwort: Verrückte Normalo-Welt

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