Geben Sie zuviel für Miete aus?
Für eine eigene Immobilie müssten Sie sich bis ans Lebensende verschulden?
Sie meinen, das läge vielleicht an der Null-Zins-Politik der Europäischen Zentralbank gepaart mit der Niedriglohnpolitik in Deutschland und sinkendem Realeinkommen?
Aber das kann doch gar nicht sein, tätschelt die FAZ, schließlich leben wir im best country ever, und jeder, der was anderes behauptet ist ... (wissenschon)!
Und dafür werden Statistiken in der FAZ so kommentiert, dass sich die Balken biegen.
Hier die erste: über die durchschnittliche monatliche Miete. Die ist in Oslo 25,30 € pro m2, in München nur 10,50 €. Ein Schnäppchen, dieses München! Nur die Deutschen müssen sich wieder aufregen...
Wirklich? Ein bisschen hellhörig hätte Jessica von Blazekovic schon werden können, wenn unter den Top-5 der teuersten Durchschnittsmieten gleich mal drei norwegische Städte auftauchen. Wie geht das? Norwegen hat ein um 7% höheres durchschnittliches Einkommen und eine um 33% geringere Steuer- und Abgabenlast als Deutschland. Von diesem Netto-Einkommensunterschied kann der Norweger schon mal die höhere Miete für 47 m2 Wohnung abdecken. Sprich: er ist einfach reicher als der Deutsche.
Reicher schon allein deshalb, weil über 81% der Norweger in ihrer eigenen Immobilie wohnen und gar keine Miete zahlen. Nicht wie die Deutschen, wo fast die Hälfte der Bevölkerung zur Miete wohnt und für die Mietpreise daher ein prävalentes Problem sind.
Dasselbe mit Polen (Polen!): Was heißt es, dass Warschau (14,60 €) und Breslau (10,80 €) höhere Durchschnittsmieten aufruft als München (10,50 €)?
Auch über 84 Prozent der Polen wohnen in ihrer eigenen Immobilie, sie zahlen also: gar keine Miete. Mietwohnungen in den Großstädten Polens sind oft Elitewohnungen (in Polen ist die einkommensreiche Schicht mit 4,7% größer als in Deutschland mit 3,4%). Die werden z.B. von zahlungskräftigen Personen als Zweitwohnung gehalten. Nicht wie in Deutschland, wo man keine andere Wohnung hat als diese eine teure.
Aber weiter im Artikel der FAZ. Schließlich taucht tatsächlich eine Statistik auf, die es in sich hat: Wenn man in München eine neue Wohnung kaufen will, kostet der Quadratmeter 8.700 € - da liegen nur noch London und Paris drüber. Oslo mit 6.930 Euro ist 20% billiger, Warschau mit 1.935 billiger als die meisten deutschen Miefstädte.
Deutlicher kann man kaum zeigen, dass Wohnen in Deutschland teurer ist als in der EU. Wie kann man das noch schönreden? Jessica von Blazekovic kann es: Deutschland käme bei Immobilienpreisen vergleichsweise glimpflich davon. Häh? Ja, denn die Preise stiegen letztes Jahr bei uns nur um 5%, während sie in Ungarn um 13,7% gestiegen seien.
Oder, wie der Mathematiker sagt: In München stiegen sie um 334 € pro m2 auf 8700 €, in Budapest um 210 Euro auf 1.853 € (!). Wenn man das Median-Nettoeinkommen des Landes heranzieht, wendet ein Deutscher in München über 5,25 Nettomonatseinkommen für einen Quadratmeter (!) auf, ein Ungar in Budapest nur 2,77 Nettomonatseinkommen.
So sieht glimpflich aus, wenn man den Deutschen einreden möchte, dass an der Front alles gut ist und wir eigentlich genug Eier haben.
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